Mini-Zinsen kosten Sparer Milliarden

Frankfurt · Für Kreditnehmer ist die anhaltende Niedrigzins-Politik der Europäischen Zentralbank ein Segen. Das gilt auch für den Staat. Vorsichtige Sparer in Deutschland haben zuletzt dagegen viel Geld verloren.

Die Phase extrem niedriger Zinsen kostet die deutschen Verbraucher immer mehr Geld. Allein seit 2010 verloren hiesige Haushalte durch den Einbruch der Zinseinkünfte über 190 Milliarden Euro , wie aus einer gestern veröffentlichten Studie der DZ Bank hervorgeht. Den Verlusten stünden zwar auch Einsparungen infolge geringerer Kreditzinsen im Wert von rund 78 Milliarden Euro gegenüber. So können beispielsweise Immobilien so günstig finanziert werden wie nie. Unter dem Strich bleibe aber ein erheblicher Verlust von durchschnittlich 1366 Euro pro Bundesbürger.

Als Vergleichswert für die vergangenen Jahre legten die Experten das durchschnittliche Zinsniveau der Jahre 1998 bis 2009 an, das bei 4,2 Prozent gelegen hatte. "Besonders problematisch" aus Sicht der Sparer seien die Jahre 2011 bis 2013 verlaufen, heißt es in der Studie. In dieser Zeit lag der Nominalzins aller verzinslichen Geldanlagen im Durchschnitt unter der Inflationsrate. Die Folge war ein negativer Realzins ; Sparer verloren also Geld. Nur aufgrund der extrem niedrigen Inflation im vergangenen Jahr gab es für Sparer 2014 demnach einen "leicht positiven" Realzins .

Die Studienautoren gehen davon aus, dass die Zinsen in der nächsten Zeit weiter im Keller bleiben. Grund dafür sei das umfangreiche Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Notenbank hatte am 22. Januar verkündet, bis Ende September 2016 jeden Monat 60 Milliarden Euro in die Märkte zu pumpen, um das Risiko einer Deflation abzuwenden. Das Programm startete Anfang März. Die EZB setzt darauf, dass Investoren nach dem Abkauf von Staatsanleihen ihr Geld anderswo investieren, so das Wachstum ankurbeln und eine gefährliche Spirale aus sinkenden Preisen verhindern.

Trendwende frühestens 2017

Während der Durchschnittssparer unter den Niedrigzinsen leidet, profitiert der Bund sehr davon. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) hat ausgerechnet, dass der deutsche Finanzminister bis ins Jahr 2030 auf Zinseinsparungen von 160 Milliarden Euro zählen kann. Allein im laufenden Jahr wird der Bund demnach im Vergleich zu langjährigen Durchschnitts-Zinssätzen weitere 20 Milliarden Euro an Kreditzinsen sparen. Das IfW rechnet frühestens 2017 mit steigenden Zinsen.

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