Merkel will Gentests an Embryonen verbieten

Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat einen neuen Streit über Embryonen-Schutz ausgelöst. Die CDU-Vorsitzende sprach sich am Wochenende für ein Verbot der Präimplantationsdiagnostik (PID) aus. Merkel sagte auf dem Deutschlandtag der Jungen Union in Potsdam, es sei nahezu unmöglich, zwischen einer schwerwiegenden und einer weniger schwerwiegenden genetischen Krankheit zu unterscheiden

Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat einen neuen Streit über Embryonen-Schutz ausgelöst. Die CDU-Vorsitzende sprach sich am Wochenende für ein Verbot der Präimplantationsdiagnostik (PID) aus. Merkel sagte auf dem Deutschlandtag der Jungen Union in Potsdam, es sei nahezu unmöglich, zwischen einer schwerwiegenden und einer weniger schwerwiegenden genetischen Krankheit zu unterscheiden. "Deshalb glaube ich, ist das Verbot das, was wir jetzt tun sollten." Die geltende Rechtslage sei ungenügend.

Bei der Präimplantationsdiagnostik (PID) werden Embryonen genetisch untersucht, die durch künstliche Befruchtung entstanden sind, bevor sie in den Mutterleib eingesetzt werden. Damit soll die Weitergabe von Erbkrankheiten verhindert werden. Mit der Diagnostik können aber auch das Geschlecht und weitere Merkmale von Embryonen festgestellt werden. Eine Neuregelung steht an, weil der Bundesgerichtshof im Juli das bisherige Verbot gekippt hatte. Demnach ist es nicht strafbar, künstlich befruchtete Eizellen zu untersuchen.

Die Kanzlerin kündigte an, die CDU werde sich auf ihrem Bundesparteitag im November mit dem PID-Verbot befassen. Aber wie jeder Einzelne dazu stehe, sei eine Gewissensentscheidung. Einig ist man sich in der Union offenbar nicht. Der Chef der nordrhein-westfälischen CDU-Landesgruppe im Bundestag, Peter Hintze, ist gegen ein Verbot. "Die PID ist eine Hilfe, um Eltern das Ja zum Kind zu erleichtern", sagte Hintze. "Ein gegen eine Frau gerichteter Implantationszwang einer schwer belasteten befruchteten Eizelle ist mit unserer Verfassungsordnung nicht vereinbar." Hintze plädierte dafür, die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zu akzeptieren.

Die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner stimmt der Kanzlerin zu. Die CDU solle sich auf ihrem Parteitag gegen die PID stellen. "Beim Lebensschutz darf es keinen Rabatt geben." Ähnlich äußerte sich Roland Theis, der Generalsekretär der CDU Saar: "Es steht dem Menschen nicht zu, über die Wertigkeit anderen menschlichen Lebens zu urteilen und zu entscheiden. Nicht alles, was im Zusammenhang mit der PID technisch machbar ist, darf auch umgesetzt werden."

Die FDP möchte dagegen die PID erlauben. Generalsekretär Christian Lindner sagte: "Die FDP legt mehr Gewicht auf die Sorgen und Nöte der Paare mit genetisch bedingten Krankheitsrisiken als die Union." Deshalb spreche immer mehr dafür, diese Frage aus der Bindung an Koalition und Fraktionen zu lösen, wie Merkel das bereits angedeutet habe. dapd/epd

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