Mehrheit der Deutschen rechnet mit Terroranschlägen

Berlin · Grundsätzlich gehen die Deutschen optimistisch ins neue Jahr, doch die Angst vor Terror lässt sich nicht leugnen. Derweil gelangen den Behörden in Belgien und der Türkei neue Fahndungserfolge im Kampf gegen den IS.

Zwei Drittel der Bundesbürger rechnen mit einem Anschlag der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) in Deutschland im nächsten Jahr. Nur 17 Prozent glauben nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov nicht daran. Weitere 17 Prozent machten keine Angaben. Deutschland ist bisher von größeren islamistischen Terroranschlägen verschont geblieben. Mit erhöhter Polizeipräsenz findet am Donnerstagabend in Berlin Deutschlands größte Open-Air-Silvesterparty statt. Mehrere Hunderttausend Menschen werden auf der Feiermeile zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule erwartet. Zwar gibt es nach Polizeiangaben keine Hinweise auf konkrete Anschlagsplanungen in der Hauptstadt. Es herrsche aber eine hohe abstrakte Gefährdung. Nach Ansicht von Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius müssen die Deutschen lernen, dauerhaft mit einer latenten Anschlagsgefahr durch islamistische Terroristen umzugehen. "Wir stehen im Fadenkreuz des sogenannten IS als Unterstützer der Front gegen ihn", sagte der SPD-Politiker. Der Terrorismus sei unberechenbarer geworden. "Sie haben es ganz bewusst auf die allgemeine Bevölkerung abgesehen, um Angst zu schüren und uns zu veranlassen, unsere Werte infrage zu stellen." Die beiden in Belgien verhafteten Terrorverdächtigen sind nach Medienberichten Mitglieder des Brüsseler Motorrad-Clubs "Kamikaze Riders". Sowohl Saïd S. als auch Mohamed K. kamen aus dem Brüsseler Stadtteil Anderlecht, wie der Sender RTBF am Mittwochmorgen berichtete. Einer von ihnen sei als radikaler Prediger bekannt.

Auch in Ankara wurden zwei mutmaßliche Mitglieder des IS festgenommen, die Anschläge zum Jahreswechsel geplant haben sollen. Durch Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Ankara und den Einsatz der Polizei sei es gelungen, die von den IS-Mitgliedern geplanten Attentate zu vereiteln, erklärte die Provinzregierung am Mittwoch. Medienberichten zufolge planten die Verdächtigen am Silvesterabend Selbstmordanschläge im Zentrum von Ankara. Die Polizei habe eine "Sprengstoffweste und einen Rucksack mit Sprengstoff" beschlagnahmt, teilten die Behörden mit.

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