Mehr Bürokrat als Charismatiker

Wien. Er gilt als Mann der leisen Töne und war der Favorit des Westens: Als neuer Chef der Internationalen Atomenergiebehörde wird der Japaner Yukiya Amano (Foto: dpa) wohl weniger Wellen schlagen als sein Vorgänger Mohammed el Baradei

Wien. Er gilt als Mann der leisen Töne und war der Favorit des Westens: Als neuer Chef der Internationalen Atomenergiebehörde wird der Japaner Yukiya Amano (Foto: dpa) wohl weniger Wellen schlagen als sein Vorgänger Mohammed el Baradei. Der eher unscheinbare, stets höflich auftretende 62-Jährige gilt unter Diplomaten eher als Bürokrat, der sich genau an die ihm auferlegte Jobbeschreibung hält.

El Baradei dagegen war eher als Charismatiker bekannt, der auch mal über die Stränge schlug und die IAEA durch turbulente Zeiten führte. Mit der Frage nach Massenvernichtungswaffen vor dem Irak-Krieg und dem Atomstreit mit dem Iran machte er regelmäßig mit seiner Behörde Schlagzeilen und erhielt 2005 den Friedensnobelpreis. Seine häufig als zu politisch bezeichneten Aussagen brachten ihm aber auch viel Kritik von Ländern wie den USA ein.

Amano kündigte vor der IAEA-Generalkonferenz an, die Behörde zwischen ihren beiden Aufgaben "ausbalancieren" zu wollen. Statt über konfliktbeladene Themen wie den Iran oder Nordkorea, bei denen die IAEA als Wächter agiert, sprach Amano deutlich ausführlicher über die zweite Aufgabe: die Förderung der friedlichen Nutzung der Atomenergie zur Energiegewinnung, für die Medizin oder die Bekämpfung des Hungers in der Welt. Er sehe sich im Einklang mit den IAEA-Statuten als oberster Verwalter, so der neue Atomchef. Auf die Frage, ob er Alleingänge seines Vorgängers fortsetzen würde, antwortete er diplomatisch: "Andere Zeiten haben andere Programme." Amano studierte in Tokyo Jura und trat 1972 in die Dienste des japanischen Außenministeriums ein. Als Experte für Atomfragen führte er viele internationale Verhandlungen zur nuklearen Abrüstung und war als Diplomat unter anderem in Washington und Brüssel tätig.

Unterdessen sind im Atomstreit mit dem Iran für den 1. Oktober neue Verhandlungen anberaumt. Die so genannte Sechsergruppe aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, China, Russland sowie den USA werde dann mit dem Iran über dessen jüngstes Angebot reden, meldete gestern die iranische Nachrichtenagentur Isna. dpa

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