Mattarella will ein unparteiischer Paräsident sein

Rom · Italien hat wieder einen Präsidenten. Nachdem im Januar der langjährige Staatschef Giorgio Napolitano zurückgetreten war, wurde gestern Sergio Mattarella vereidigt. Der 73-Jährige war bereits mehrmals Minister.

Drei Tage nach seiner Wahl ist Italiens neuer Präsident Sergio Mattarella offiziell im Amt. Der 73-jährige bisherige Verfassungsrichter wurde gestern in der Hauptstadt Rom vereidigt. Der Sizilianer folgt dem langjährigen Staatschef Giorgio Napolitano nach, der Mitte Januar im Alter von 89 Jahren seinen Rücktritt erklärt hatte. Nach seiner Vereidigung im Parlament hielt Mattarella, der als Richter die Mikrofone eher gemieden hatte, eine etwa halbstündige Rede, in der er sich als "Schiedsrichter" bezeichnete. Sprachlich vollzog der Jurist damit einen Brückenschlag zu Regierungschef Matteo Renzi, der sich als Redner ebenfalls gerne in der Welt des Sports bedient. "Die Rolle des Staatschefs ist die eines Schiedsrichters", sagte Mattarella. "Die Pflicht des Schiedsrichters ist bedingungsloser Respekt der Regeln. Der Schiedsrichter ist - und wird - unparteiisch. An den Spielern ist es, ihm zu helfen, indem sie sich untadelig zeigen", sagte der neue Staatschef unter starkem Applaus.

In seiner Rede würdigte Mattarella zudem die Bemühungen Renzis um Wirtschaftswachstum. Die Abgeordneten forderte er auf, die angestrebte Verfassungsreform Renzis zu unterstützen. Eine "Priorität" sei die "Zustimmung zu einem neuen Wahlgesetz". Mattarellas Rede wurde Dutzende Male von Applaus unterbrochen. Er trat als Wunschkandidat von Regierungschef Renzi an, scheiterte aber zunächst in drei Wahlgängen, in denen eine Zweidrittelmehrheit nötig gewesen wäre. Im vierten Wahlgang erhielt er dann eine absolute Mehrheit von 665 Stimmen. Renzis Demokratische Partei verfügte in der Wahlversammlung über 415 Stimmen. Mit der Wahl verärgerte Renzi den früheren Regierungschef Silvio Berlusconi , mit dem er sich zur Umsetzung großer Vorhaben wie der Wahlrechtsreform zusammengetan hatte. Ursprünglich hatte Berlusconi einen Kandidaten von Renzis Mitte-links-Lager mittragen wollen. Mattarella ist aber als Kritiker Berlusconis bekannt. Er war mehrmals Minister , unter anderem für Verteidigung.

Das Staatsoberhaupt hat in Italien vorwiegend repräsentative Aufgaben. Bei politischen Krisen kommt ihm jedoch häufig eine Vermittler-Rolle zu. Gewählt wurde Mattarella am Samstag von einer Wahlversammlung aus Mitgliedern des Abgeordnetenhauses und des Senats sowie Vertretern der italienischen Regionen.

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