Terror-Angst Public Viewing endet in Massenpanik

Turin · Was aus Angst vor einem Anschlag passieren kann, zeigte sich am Wochenende in Turin. Die erschütternde Bilanz: 1527 Verletzte.

 Trümmer, Kleidung, Polizei: Aus Terrorangst kam es in Turin unter Zuschauern des Champions-League-Finals zu einer Massenpanik. 

Trümmer, Kleidung, Polizei: Aus Terrorangst kam es in Turin unter Zuschauern des Champions-League-Finals zu einer Massenpanik. 

Foto: dpa/Stefano Guidi

() Überall Scherben, Gläser, Schuhe und Taschen. Der Platz San Carlo im Zentrum von Turin sollte am Samstagabend eigentlich Schauplatz einer großen Party werden. Doch beim Public Viewing des Champions-League-Finals zwischen dem Heimatclub Juventus Turin und Real Madrid gibt es auf einmal Unruhe – und tausende Menschen rennen in Angst und Panik davon. Sie fallen zu Boden, wissen nicht, wohin, denken an einen Anschlag und treten übereinander. Menschen flüchten sich auf Kioskdächer, suchen Freunde und Kinder. Was genau die Ursache für die Panik war – ein Knallkörper, schlicht Lärm –, muss noch geklärt werden.

Am Ende dieser Chaos-Nacht sind es 1527 Verletzte, wie die Präfektur mitteilte. Ein Kind schwebte in Lebensgefahr. Die Staatsanwaltschaft Turin leitete Ermittlungen ein. Auch gestern wusste noch niemand, was genau passiert war.

 Vermutlich war während des Spiels – das Juventus mit 1:4 verlor – auch eine Absperrung umgefallen, was zu dem Unglück beigetragen haben könnte. Andere erzählen, jemand habe „Bombe“ gerufen. „Alle schrien: Lauft weg, lauft weg! Menschen lagen auf dem Boden, es war schrecklich“, sagte ein Fan dem TV-Sender Sky.

Wie konnte so etwas passieren? „Wenn man eine Veranstaltung mit 30 000 Menschen auf einem Platz abhalten will, darf man sie nicht wie Sardinen einpferchen. Angesichts des Klimas der Angst darf man einen möglichen Psychose-Effekt nicht ausschließen“, sagte der Senator Stefano Lepri.

  Im Kreuzfeuer der Kritik sind die Stadt und ihre Verwaltung. Gab es wirklich keine Fluchtwege, wie Betroffene berichteten? Wieso lag der ganze Platz voller Scherben, wenn eigentlich nur Plastikgläser zugelassen sein sollten? „Sehr viele Verletzte haben sich an Glas geschnitten“, sagte der Gesundheitsbeauftragte der Region Piemont, Antonio Saitta. Hinzu kommt: Wenn wirklich ein Böller die Panik ausgelöst hat, wie konnte dieser überhaupt in die Menschenmenge gelangen? „Es gab keine Kontrollen, um den Flaschenverkauf und den ungeregelten Zugang zu verhindern“, schrieb ein Nutzer auf Twitter an Turins Bürgermeisterin Chiara Appendino. Andere Nutzer verlangten als Reaktion auf die Ereignisse ihren Rücktritt.

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