Mappus soll Oettingers Nachfolger werden

Frankfurt. Stefan Mappus ergriff seine Chance ohne langes Zögern. Der überraschende Wechsel von Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger in die EU-Kommission war am Wochenende gerade erst bekannt geworden, da machte Fraktionschef Mappus schon seinen Anspruch auf die Nachfolge geltend

Frankfurt. Stefan Mappus ergriff seine Chance ohne langes Zögern. Der überraschende Wechsel von Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger in die EU-Kommission war am Wochenende gerade erst bekannt geworden, da machte Fraktionschef Mappus schon seinen Anspruch auf die Nachfolge geltend.

Dass der 43-jährige gebürtige Pforzheimer Regierungschef in Stuttgart wird, gilt als ausgemacht. Auf einer Landesvorstandssitzung gestern wurde er einstimmig vorgeschlagen. Selbstbewusst stellte Mappus bereits am Samstag klar, dass er sich selbst für den geeigneten Kandidaten hält: Aus seiner dreizehnjährigen Parlamentstätigkeit als Abgeordneter, Staatssekretär, Minister und Fraktionsvorsitzender bringe er die Erfahrung mit und traue sich auch zu, "das Amt des Ministerpräsidenten zum Wohle des Landes auszuüben", erklärte Mappus. Kurz zuvor erst hatte die völlig unerwartete Entscheidung die Runde gemacht, dass Oettinger neuer EU-Kommissar in Brüssel werden soll. Den schnell erhobenen Vorwurf, weggelobt worden zu sein, wies der Ministerpräsident zurück. Doch als angeschlagener und umstrittener Regierungschef galt er schon seit langem. Die Entscheidung des Landesvorstandes für Mappus als Nachfolger ist weit weniger überraschend als der Wechsel Oettingers nach Brüssel.

Der ambitionierte Fraktionschef ist mit seinen 43 Jahren in der Südwest-CDU schon seit Jahren eine feste Größe. Schon 1996 zog der studierte Wirtschaftswissenschaftler als Abgeordneter in den Stuttgarter Landtag ein, bereits zwei Jahre später stieg er zum Staatssekretär im Umweltministerium auf. Der damalige Ministerpräsident Erwin Teufel gilt als sein politischer Ziehvater.

Von 2004 bis 2005 stand Mappus an der Spitze des Umweltministeriums. Nach der Wahl Oettingers zum Nachfolger Teufels vor vier Jahren wurde Mappus zum CDU-Fraktionschef gekürt. Allerdings setzte er sich damals mit 34 Stimmen in der Fraktion nur knapp gegen den Gegenkandidaten Peter Hauk durch, der auf 29 Stimmen kam. Diesmal war Mappus am Ende der einzige Bewerber für die Nachfolge Oettingers.

Mappus dürfte aber nicht nur neuer Regierungschef werden. Nach dem Willen des Landesvorstandes soll der Landes-Vize auf einem Parteitag im November zudem zum neuen Vorsitzenden der baden-württembergischen CDU gewählt und auch bereits dann zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl im Frühjahr 2011 gekürt werden. Die Wahl in gut eineinhalb Jahren dürfte die entscheidende Bewährungsprobe für den verheirateten Vater von zwei Söhnen werden. Zur Wahl stellt sich den Baden-Württembergern dann vermutlich ein Ministerpräsident, der als streng konservativ beschrieben wird. Schwer vorstellbar ist mit ihm etwa eine Zusammenarbeit mit den Grünen, die Oettinger nach der Wahl 2006 zumindest noch erwogen hatte. Noch vor kurzem bezeichnete Mappus angesichts der Pläne für eine schwarz-gelb-grüne Koalition im Saarland so genannte Jamaika-Bündnisse in einem Interview als "unterirdisch".

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