„Manche werden sogar unter ihrer falschen Identität beerdigt“

Genaue Methoden, um gesuchte Personen zu finden, gibt es nicht, sagt der ehemalige Leiter des saarländischen Staatsschutzes, Gerhard Müllenbach. Mit ihm sprach SZ-Redaktionsmitglied Sarah Umla.

Wenn Straftäter untertauchen - wie etwa die RAF-Terroristen -, bleiben sie oft lange unauffindbar. Wie schaffen es Menschen, die auf Fahndungslisten stehen, immer wieder, sich über Jahre hinweg zu verstecken?

Gerhard Müllenbach: Viele leben heute unter falschen Identitäten. Sie können ihren neuen Lebenslauf und Namen auswendig lernen, ändern den Wohnort. Da gibt es vielfältige Möglichkeiten - ob Totalfälschungen oder irgendwo entwendete Blanko-Pässe, die dann mit Identitäten gefüllt werden. Einen neuen Pass kriegt man überall - auch in Deutschland.

Gibt es denn Methoden oder Techniken, um diese Menschen aufzuspüren?

Gerhard Müllenbach: Nein, es ist ohne irgendwelche Anhaltspunkte außerordentlich schwierig, ins Blaue hineinzufahnden. Wenn diese Personen sich nichts zuschulden kommen lassen, ruhig und unauffällig irgendwo leben, dann können sie auch normal zur Arbeit gehen und krankenversichert sein. Das kann 30, 40 Jahre gut gehen. Manche werden sogar unter ihrer falschen Identität beerdigt.

Und das trotz Fahndungsfotos, die in der gesamten Bundesrepublik veröffentlicht werden?

Gerhard Müllenbach: Es ist ein Leichtes, sein Aussehen zu verändern, das geht bis hin zu Schönheitsoperationen. Wenn sich jemand mit seiner neuen Identität privat versichert und treu und brav den Schönheitschirurgen bezahlt, handelt es sich dabei nie um einen Betrugsfall - von daher ist das relativ einfach.

Wie sieht denn dann eine Fahndung konkret aus?

Gerhard Müllenbach: Die ersten Fahndungsansätze sind die Überwachung des ehemaligen Umfeldes der Gesuchten und die permanente Überprüfung der Kontakte sowie der Reisen. Dann braucht man einen Anhaltspunkt, um gezielte Maßnahmen durchzuführen.

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