Linke strebt einen Neuanfang an

Berlin. Die beiden wichtigsten Personen waren dem "Politischen Jahresauftakt" der Linkspartei gestern ferngeblieben. Sahra Wagenknecht, Frontfrau des linken Flügels der Linken, laboriert an einer Erkältung. Und ihr Freund, Oskar Lafontaine, habe schlicht "keine Lust" gehabt, mutmaßte ein Genosse

 Gysi würde Lafontaine gern auf die bundespolitische Bühne zurückholen. Foto: Kahnert/dpa

Gysi würde Lafontaine gern auf die bundespolitische Bühne zurückholen. Foto: Kahnert/dpa

Berlin. Die beiden wichtigsten Personen waren dem "Politischen Jahresauftakt" der Linkspartei gestern ferngeblieben. Sahra Wagenknecht, Frontfrau des linken Flügels der Linken, laboriert an einer Erkältung. Und ihr Freund, Oskar Lafontaine, habe schlicht "keine Lust" gehabt, mutmaßte ein Genosse. Andere glaubten zu wissen, dass "der Oskar" den gesetzten Rednern "nicht die Show stehlen" wollte. Wie dem auch sei, das neue Traumpaar der Partei hat kaum etwas verpasst. Der angekündigte Aufbruch der Linken in einem ehemaligen Ostberliner Kino entpuppte sich als ziemlich müde Veranstaltung. Seit ihrem großen Erfolg bei der letzten Bundestagswahl geht es mit der Partei stetig bergab. Aktuellen Umfragen zufolge hat sich das gute Ergebnis von damals auf nur noch sechs Prozent fast halbiert. Über die Ursachen redete ihr Ex-Chef und immer noch heimlicher Vorsitzender schon in der Vorwoche Klartext : "Wir haben zu viele Eigentorschützen, die ununterbrochen über Personalfragen quatschen", sagte Lafontaine der SZ.Dieser Tenor bestimmte auch die Ansprachen der beiden umstrittenen Parteichefs Gesine Lötzsch und Klaus Ernst sowie des Fraktionsvorsitzenden Gregor Gysi. Wobei man wissen muss, dass Gysi zu den nimmermüden Akteuren jenes Gequatsches zählt, dem die Linke laut Lafontaine ihren Niedergang verdankt. Erst vor ein paar Tagen hatte er sich zum Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2013 ausgerufen und von Lafontaine ein gleich lautendes Bekenntnis verlangt, um im Doppelpack anzutreten. Viele Genossen hielten das für verfrüht.

Das amtierende Führungsduo versuchte gestern jedoch, aus dem umstrittenen Vorstoß eine Tugend zu machen: Er freue sich über Gysis Entschluss und hoffe, dass man damit wieder an die alten Erfolge anknüpfen könne, meinte Ernst. Lötzsch bekannte gar, dass sie Gysi per Anruf dafür gelobt habe. Auch sei es "verständlich", dass sich Gysi Lafontaine an seiner Seite wünsche.

Dabei werden dem Saarländer noch ganz andere Ambitionen nachgesagt: ein Wiederantritt für den Parteivorsitz. Formal wird die neue Spitze zwar auf einem Parteitag im Juni bestimmt. Doch spätestens seit Ende November, als der frühere Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch, ein Intimfeind Lafontaines, seine Kandidatur bekannt gab, beschäftigt sich die Linke nur noch mit sich selbst. Zuletzt wurde vom geschäftsführenden Vorstand mit knapper Mehrheit eine Mitgliederbefragung über die Kandidatenfindung verworfen. Aus rechtlichen Gründen, wie es hieß. In den Reden der Führungsleute war das gestern kein Thema. Nur soviel: Damit die Basis besser mitreden könne, wolle man für künftige Personalfragen eine Satzungsänderung prüfen, versprach Ernst.

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