Libyens Soldaten feuern von Moscheedächern

Tripolis/Kairo. Die Nato hat schwere Vorwürfe gegen die Truppen des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi erhoben

Tripolis/Kairo. Die Nato hat schwere Vorwürfe gegen die Truppen des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi erhoben. Die Soldaten des Regimes versteckten sich als Zivilisten verkleidet in der Nähe von Krankenhäusern, feuerten von Moscheedächern und missbrauchten Frauen und Kinder als Schutzschilde, sagte der Kommandeur des Libyen-Einsatzes, General Charles Bouchard, dem kanadischen Fernsehsender CBC.Großbritannien gab gestern bekannt, dass es die libyschen Aufständischen mit der Entsendung von Militärexperten unterstützen will. "Erfahrene Militärberater" sollen nach Bengasi geschickt werden, teilte der britische Außenminister William Hague (Foto: afp) mit. Nach BBC-Informationen handelt es sich um zehn Offiziere. Hague betonte, der Einsatz sei von der UN-Resolution gedeckt, an Kämpfen mit den Gaddafi-Truppen beteiligten sich die britischen Experten nicht. Frankreichs Außenminister Alain Juppé betonte, er sei strikt gegen den Einsatz von Bodentruppen in Libyen. Selbst die Entsendung von Spezialkräften zur Identifizierung von Zielen lehne er ab.

Nato-Kampfflugzeuge zerstörten nach Angaben des Libyen-Einsatzleiters General Mark Van Uhm bei ihren jüngsten Attacken Kommunikationsanlagen der libyschen Regierungstruppen.

Hilfsorganisationen der Vereinten Nationen (UN) bekommen nun offenbar Zugang zu einigen von den Gaddafi-Truppen kontrollierten Gebieten im Westen Libyens, in denen die Bevölkerung Not leidet. Das Welternährungsprogramm (WFP) schickte erstmals einen Konvoi aus acht Lastwagen mit 200 Tonnen Weizen und mehr als neun Tonnen nährstoffreicher Kekse über die tunesische Grenze nach Westlibyen. Damit könnten fast 50 000 Menschen einen Monat lang ernährt werden, teilte die Organisation in Genf mit. Vor allem Frauen, Kinder und ältere Menschen litten extreme Not, sagte die WFP-Geschäftsführerin Josette Sheeran.

Unterdessen hoffen UN-Hilfsorganisationen nach entsprechenden Zusicherungen aus Tripolis auch auf Zugang zu der seit Wochen belagerten Aufständischen-Hochburg Misurata. Bislang kann die eingeschlossene Stadt nur über See erreicht werden. Nach libyschen Oppositionsangaben von gestern wurden in den letzten zwei Tagen bei den Angriffen auf Misurata Dutzende Menschen getötet. Die Chefin des UN-Nothilfebüros OCHA, Valerie Amos, und der UN-Sonderbeauftragter Abdul Ilah Chatib hatten am Wochenende von libyschen Vertretern einen Landkorridor zugesichert bekommen, verlautete am Montag (Ortszeit) am UN-Sitz in New York.

Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle (FDP), der sich gestern zu einem Besuch in Kairo aufhielt, versprach Hilfe für die drittgrößte libysche Stadt. "Die Bilder aus Misurata sind bestürzend", sagte Westerwelle. "Wir werden die Menschen, die dort leiden, nicht alleine lassen." Seit Beginn des Aufstandes gegen das Gaddafi-Regime vor zwei Monaten wurden nach Angaben der Rebellen bereits zehntausende Menschen getötet oder verletzt. dpa

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