Kurden bestehen auf Gebietsgewinnen

Bagdad · Die kurdische Armee hielt Bagdad im Kampf gegen die Islamisten – und will nun ihre Eroberungen geltend machen. Entgegen erster Äußerungen von US-Außenminister Kerry, rücken die USA nun doch von einer militärischen Kooperation mit dem Iran ab.

Nach Erfolgen gegen die Islamistenmiliz Isis drängen die irakischen Kurden auf eine Erweiterung ihres Autonomiegebietes. Kurdenverbände ("Peschmerga") hatten bis Ende letzter Woche die Provinzen Kirkuk, Nineve und Dijala eingenommen und gegen Isis verteidigt. Die Peschmerga würden die Gebiete nicht verlassen, bis Bagdad Artikel 140 der irakischen Verfassung zur Anwendung bringe, zitierte die Nachrichtenseite "Al-Sumaria News" einen kurdischen Offizier. Der Artikel sieht ein Referendum für die Kurdenregionen des Iraks vor. Ministerpräsident Nuri al-Maliki hatte das bisher verhindert.

Die USA rückten indessen von einer möglichen militärischen Zusammenarbeit mit dem Iran gegen die sunnitischen Dschihadisten im Irak ab. Das Weiße Haus, das Pentagon und das US-Außenministerium teilten übereinstimmend mit, dass es keine Pläne gebe, sich über solch ein Vorgehen mit Teheran abzustimmen.

Zuvor hatte Außenminister John Kerry noch erklärt, er würde nichts ausschließen, was konstruktiv wäre. "Wir haben die Bemerkungen von Minister Kerry gesehen", sagte Pentagon-Sprecher John Kirby. Sicherlich sei es möglich, dass die Lage im Irak am Rande der Wiener Atomverhandlungen mit dem Iran Thema werde. "Aber es gibt absolut keine Absichten und keinen Plan, militärische Handlungen zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran abzustimmen." Der iranische Präsident Hassan Ruhani hat sich grundsätzlich offen für eine Zusammenarbeit mit den USA im Kampf gegen die Isis gezeigt. Die USA erwägten Drohnenangriffe auf die Extremisten, sagte Kerry. Präsident Barack Obama prüfe aber "jede verfügbare Möglichkeit sehr genau". Auch Großbritanniens Außenminister William Hague schließt eine britische Beteiligung an Luftschlägen gegen die Isis-Terroristen derzeit aus.

Die Gefechte der Isis und der irakischen Armee dauerten gestern an - unter anderem in der Region Bakuba, 60 Kilometer vor den Toren Bagdads. Auch am Bagdader Flughafen gab es Gefechte . Den irakischen Truppen fielen nach Informationen des britischen "Guardian" mehr als 160 Speichersticks der Islamistenmiliz mit brisanten Informationen in die Hände: Namen und Kriegsnamen aller ausländischen Isis-Kämpfer und von Isis-Anführern, Codewörter, die Initialen von Informanten in Ministerien sowie die kompletten Finanzdaten der Organisation. Unterdessen hat die spanische Polizei eine Terrorzelle zerschlagen, die Isis-Kämpfer angeworben haben soll. Wie das Innenministerium mitteilte, wurden acht Verdächtige festgenommen.

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