Krankenkasse wird ab Januar deutlich teurer

Berlin/Saarbrücken. Für rund 50 Millionen Bundesbürger wird die Krankenkasse teurer. Vom kommenden Jahr an steigt der Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung von 14,9 auf 15,5 Prozent

Berlin/Saarbrücken. Für rund 50 Millionen Bundesbürger wird die Krankenkasse teurer. Vom kommenden Jahr an steigt der Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung von 14,9 auf 15,5 Prozent. Bei einem Bruttogehalt von 1000 Euro müssen Beschäftigte für die gesetzliche Krankenversicherung 82 statt 79 Euro im Monat bezahlen, also drei Euro mehr, bei 2000 Euro Einkommen werden 164 statt 158 Euro fällig. Wer 3000 Euro brutto verdient, wird mit neun Euro monatlich mehr zur Kasse gebeten. Dies bringt den Kassen rund sechs Milliarden Euro Mehreinnahmen. Den Weg dazu machten Union und FDP am Freitag mit ihrer Mehrheit im Bundestag frei. Geschlossen dagegen stimmten SPD, Linke und Grüne.

Mit dem Beschluss wird ein drohendes Finanzloch bei den gesetzlichen Kassen von neun Milliarden Euro im kommenden Jahr gestopft. Den Restbetrag soll vor allem die Pharmabranche durch sinkende Medikamentenpreise beisteuern.

Neben der Erhöhung des allgemeinen Krankenkassenbeitrags müssen sich die Versicherten darauf einstellen, dass die Kassen bei Finanz-Engpässen unbegrenzt Zusatzbeiträge erheben dürfen. Der Kassenbeitrag der Arbeitgeber wird bei 7,3 Prozent eingefroren. Die Zusatzbeiträge sind vom Einkommen unabhängig und müssen von den Versicherten allein bezahlt werden. Für Bedürftige ist ein steuerfinanzierter Sozialausgleich vorgesehen.

Redner der Opposition lehnten die Neuregelung kategorisch ab. "Wir erleben heute den ersten Schritt in die Privatisierung der gesetzlichen Krankenversicherung", sagte die SPD-Abgeordnete Andrea Nahles. Der Vorsitzende der Saar-SPD, Heiko Maas, sagte, "Rösler verteilt Geschenke an die privaten Krankenversicherungen, die Zeche dafür zahlen die gesetzlich versicherten Arbeitnehmer und Rentner. Gewinner sind die Pharma-Lobbyisten und privaten Versicherer, Leidtragende sind die Menschen im Land". Linken-Fraktionschef Gregor Gysi warf Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP, Foto: dpa) vor, er sei dabei, "eine Drei-Klassen-Medizin einzuführen". Unzufrieden mit dem Bundestagsbeschluss zeigten sich auch Wirtschaft, Gewerkschaften und Sozialverbände.

Rösler seinerseits wies die Vorwürfe zurück. Mit der Reform werde die Solidarität "auf eine breitere Basis" gestellt. Außer den Patienten würden alle anderen Beteiligten in die Verantwortung für eine sozial ausgeglichene Finanzierung genommen. dpa/red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort