Korea-Konflikt spitzt sich weiter zu

Seoul. Nach dem Angriff Nordkoreas auf eine südkoreanische Insel verschärft sich der Konflikt zwischen beiden Ländern weiter. Unbeeindruckt durch Warnungen Nordkoreas begannen die US-Streitkräfte zusammen mit Südkorea gestern ein neues Seemanöver. An Marine- und Luftwaffenübungen im Gelben Meer nimmt auch ein US-Flugzeugträger mit etwa 6000 Soldaten teil

Seoul. Nach dem Angriff Nordkoreas auf eine südkoreanische Insel verschärft sich der Konflikt zwischen beiden Ländern weiter. Unbeeindruckt durch Warnungen Nordkoreas begannen die US-Streitkräfte zusammen mit Südkorea gestern ein neues Seemanöver. An Marine- und Luftwaffenübungen im Gelben Meer nimmt auch ein US-Flugzeugträger mit etwa 6000 Soldaten teil. Die beiden Bündnispartner wollen ein Signal der Abschreckung an das Regime in Pjöngjang senden. Das Manöver, das schon seit langem geplant gewesen sei, sei aber verteidigungsorientiert, hieß es. Es handele sich also nicht um eine Reaktion auf den nordkoreanischen Granatenangriff auf die südkoreanische Insel Yeonpyeong, bei dem am vergangenen Dienstag vier Menschen getötet worden waren.Nordkoreas Militär brachte nach Medienberichten wegen des Manövers weitere Raketen nahe der umstrittenen Seegrenze in Startposition. Nordkorea habe seine Feuerkraft an der Küste deutlich verstärkt, hieß es. Über seine staatlichen Medien drohte das kommunistische Land: "Wir werden einen brutalen militärischen Schlag bei jeder Provokation ausführen, die unsere Territorialgewässer verletzt." Nordkorea, das die gemeinsamen Truppenmanöver der USA und Südkoreas stets als Provokation kritisiert, hatte am Samstag wegen des neuen Manövers in Südkorea vor unkalkulierbaren Folgen gewarnt.

China startete unterdessen eine diplomatische Vermittlungsinitiative. Unter massivem internationalen Druck, seinen Einfluss auf das befreundete Regime in Pjöngjang zu nutzen, zeigte sich Chinas Regierung bemüht, die angespannte Lage zu entschärfen. Die Führung in Peking schlug Krisengespräche unter Beteiligung der beiden koreanischen Staaten, der USA, Russlands, Japans und Chinas vor. Die Chefunterhändler der sogenannten Sechs-Parteien-Gespräche sollten Anfang Dezember in Peking zusammenkommen.

Südkorea reagierte auf den Vorschlag zurückhaltend. Ein Treffen der Unterhändler für die Atomgespräche sollte "sehr vorsichtig" geprüft werden, teilte das Außenministerium in Seoul mit. In der Erklärung hieß es, eine Serie von Provokationen durch Nordkorea hätten sich auf die Bemühungen negativ ausgewirkt, die richtigen Bedingungen für die Sechser-Gespräche zu schaffen. Südkoreas Präsident Lee Myung-bak hatte gestern erklärt, dass für seine Regierung noch "nicht die richtige Zeit für Diskussionen" gekommen sei. Zunächst müsse Nordkoreas "Kriegslust" eingedämmt werden, zitierte ihn Südkoreas Präsidialamt. Südkoreas Militär stelle sich auf "weitere Provokationen" des Nachbarlandes ein, hieß es.

Seit den letzten Sechser-Verhandlungen im Dezember 2008 haben sich die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel schrittweise verschärft: Erst testete Pjöngjang im Mai 2009 zum zweiten Mal eine Atombombe, dann versenkte im vergangenen März ein nordkoreanischer Torpedo ein südkoreanisches Kriegsschiff und tötete 46 Soldaten. Anfang November präsentierte Nordkorea dann eine neue Anlage zur Urananreicherung, die auch für das Atomprogramm verwendet werden könnte. Und vergangenen Dienstag beschoss das Militär die südkoreanische Insel Yeonpyeong. dpa/bnt

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