Konservative wollen Bündnis mit Liberaldemokraten schmieden
London. Bei der Suche nach einer neuen Regierung für Großbritannien werden die Signale für ein Bündnis aus Konservativen und Liberaldemokraten deutlicher. Der Parteichef der konservativen Tories, David Cameron (Foto: dpa), und der Liberaldemokrat Nick Clegg (Foto: dpa) sprachen am Samstag erstmals unter vier Augen miteinander. Dennoch zeichnet sich keine schnelle Lösung ab
London. Bei der Suche nach einer neuen Regierung für Großbritannien werden die Signale für ein Bündnis aus Konservativen und Liberaldemokraten deutlicher. Der Parteichef der konservativen Tories, David Cameron (Foto: dpa), und der Liberaldemokrat Nick Clegg (Foto: dpa) sprachen am Samstag erstmals unter vier Augen miteinander. Dennoch zeichnet sich keine schnelle Lösung ab. Gestern kamen erneut die Verhandlungsteams zusammen.
Die Tories brauchen die Liberaldemokraten für eine Regierungsbildung, weil sie bei der Wahl am Donnerstag nicht die absolute Mehrheit erreicht hatten. Clegg und auch die Tories bezeichneten die Gespräche als "konstruktiv und positiv". Sie seien im "großen gegenseitigen Respekt vor den Positionen" beider Parteien geführt worden.
Michael Gove, bei den Tories als Bildungsminister vorgesehen, erklärte sich sogar bereit, seinen Kabinettsposten für einen Liberaldemokraten zu opfern. Mit Blick auf möglicherweise nervöse Reaktionen an den Finanzmärkten sagte er, es müsse alles getan werden, um so schnell wie möglich eine neue Regierung auf die Beine zu stellen. Cameron will erst heute Abend mit den Abgeordneten seiner Partei zusammentreffen. Aus Parteikreisen hieß es, dass es vor Montag wahrscheinlich keine Lösung gebe.
Unterdessen wächst der innerparteiliche Druck auf den amtierenden Premierminister und Labour-Chef Gordon Brown (Foto: afp). Zwei frühere Labour-Ministerinnen forderten seinen Rücktritt als Partei- und Regierungschef. Eine Umfrage zeigte zudem, dass fast zwei Drittel der Briten der Meinung sind, Brown sollte seinen Platz in der Downing Street räumen. Die Boulevardzeitung "The Sun" hatte Brown bereits auf ihrer Titelseite als "Hausbesetzer" im Dienstsitz des Premierministers bezeichnet.
Brown, der sich am Wochenende in seine schottische Heimat zurückgezogen hatte, hofft auf ein Scheitern der Verhandlungen zwischen Tories und Liberaldemokraten. In einer E-Mail an seine Unterstützer schrieb er, es sei seine Pflicht als amtierender Premier, die Situation zu lösen. Ob er allerdings ein Alternativbündnis seiner Labour-Partei mit den Liberalen anführen könnte, wird selbst bei Labour angezweifelt.
Neben dem Druck aus der eigenen Partei gilt auch Liberaldemokrat Clegg als Brown-Kritiker. Ferner hätten Labour und Liberale keine ausreichende Mehrheit und bräuchten weitere Partner. Brown bleibt aber auf jeden Fall Premier, bis eine Lösung gefunden ist. Eine Koalition gab es im Königreich seit dem Zweiten Weltkrieg noch nie. dpa