"Konjunkturmotor im Saar-Handwerk läuft rund"

Saarbrücken. Volle Auftragsbücher, steigende Umsätze und stabile Beschäftigung: Im saarländischen Handwerk mit seinen 11 000 Betrieben, 68 000 Mitarbeitern und sechs Milliarden Euro Jahresumsatz war die Stimmung laut jüngster Konjunkturumfrage der Handwerkskammer (HWK) seit dem Jahrtausendwechsel noch nie so gut wie jetzt

Saarbrücken. Volle Auftragsbücher, steigende Umsätze und stabile Beschäftigung: Im saarländischen Handwerk mit seinen 11 000 Betrieben, 68 000 Mitarbeitern und sechs Milliarden Euro Jahresumsatz war die Stimmung laut jüngster Konjunkturumfrage der Handwerkskammer (HWK) seit dem Jahrtausendwechsel noch nie so gut wie jetzt. Die Rekord-Entwicklung des vergangenen Jahres setzt sich damit fort. Einzige Ausnahme: das Gesundheitshandwerk. "Zahntechniker, Orthopädieschuhmacher und Augenoptiker leiden vor allem darunter, dass ihre Kunden immer weniger über die Krankenkasse abrechnen können", berichtete HWK-Hauptgeschäftsführer Georg Brenner gestern bei Vorstellung der Ergebnisse der Frühjahrs-Konjunkturumfrage.Insgesamt bezeichnen demnach 86 Prozent aller befragten Saar-Handwerksbetriebe ihre derzeitige Geschäftslage als gut oder zumindest zufriedenstellend. Nur 14 Prozent der Saar-Handwerker sprechen aktuell von schlechten Geschäften. Der Geschäftsklimaindex im Saar-Handwerk stieg auf den neuen Höchststand von 89 (2011: 86) Punkten.

Vor allem die anziehende Nachfrage nach handwerklichen Zulieferern für die Industrie, aber auch die steigende Zahl von Hausrenovierungen, energetischen Gebäudesanierungen und Autoreparaturen sorgten laut HWK-Hauptgeschäftsführer Brenner dafür, dass "der Konjunkturmotor im Handwerk rund läuft". 72 Prozent der Betriebe melden steigende, nur 28 Prozent (2011: 30 Prozent) sinkende Umsatzzahlen. Auch für die nähere Zukunft herrscht Zuversicht. 16 Prozent der Betriebe wollen ihr Personal aufstocken, sieben Prozent Beschäftigung abbauen.

Das Auftragspolster im Saar-Handwerk stieg binnen Jahresfrist. Haben die Handwerker gegenwärtig Aufträge für 8,4 Wochen Arbeit in ihren Büchern, waren es vor einem Jahr nur Aufträge für 7,5 Wochen. Auch die zuletzt der Konjunktur noch etwas hinterhinkende Investitionsbereitschaft der Betriebe nimmt der HWK zufolge wieder etwas zu.

Die am privaten Konsum orientierten Nahrungsmittelhandwerke und personenbezogenen Dienstleister seien aktuell ebenfalls überwiegend zufrieden, sagte Brenner: "Das Bäckerhandwerk steht zwar unter starkem Druck der Discounter, setzt aber auf neue innovative Qualitätsprodukte wie das Saarland-Brot". Für das gesamte Saar-Handwerk rechnet Brenner bis Jahresende mit rund 1,5 Prozent realem Umsatzplus und weiter stabiler Beschäftigung. Gebraucht werden noch mindestens 1000 Fachkräfte. "Sie müssen einen Hauptschul- oder mittleren Bildungsabschluss haben sowie ausbildungswillig und ausbildungsfähig sein", sagte Brenner. uloFoto: Ruppenthal

Meinung

Nicht hoch genug zu schätzen

Von SZ-RedakteurVolker Meyer zu Tittingdorf

Will man wissen, wie es in der saarländischen Wirtschaft läuft, geht der Blick fast automatisch auf die großen Industriebetriebe wie ZF oder Bosch. Das Handwerk wird darüber - zu Unrecht - manchmal vergessen. Dabei sind dort 68 000 Menschen beschäftigt, und sechs Milliarden Euro Jahresumsatz werden erwirtschaftet. Umso höher ist zu schätzen, wenn die Betriebe dieses für das Land so wichtigen Wirtschaftszweigs im Stimmungshoch sind. Und die Prognose eines realen - also um die Inflation bereinigten - Wachstums von 1,5 Prozent ist vielversprechend. Hoffentlich trübt sich aber die konjunkturelle Großwetterlage nicht zu sehr ein. Denn von einem Einbruch wäre das Handwerk schnell betroffen, weil viele Aufträge aus der Industrie kommen.

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