Konflikt um Stuttgart 21 eskaliert wieder

Stuttgart. Die Auseinandersetzung um das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 ist erneut eskaliert. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart nahm gestern Ermittlungen gegen Unbekannt wegen des Verdachts des versuchten Totschlags auf, nachdem ein Polizeibeamter am Montagabend bei Protesten schwer verletzt worden war

Stuttgart. Die Auseinandersetzung um das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 ist erneut eskaliert. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart nahm gestern Ermittlungen gegen Unbekannt wegen des Verdachts des versuchten Totschlags auf, nachdem ein Polizeibeamter am Montagabend bei Protesten schwer verletzt worden war.Nach einer Demonstration am Montagabend hatten laut Polizei mehrere hundert Menschen einen Bauzaun niedergerissen und eine Baustelle gestürmt. Neun Polizisten wurden demnach bei den Auseinandersetzungen verletzt. Ein 42-jähriger Zivilbeamter sei zusammengeschlagen und schwer verletzt worden. Der Beamte sei nach den bisherigen Ermittlungen schwer am Kopf verletzt worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Zudem sei versucht worden, ihm die Dienstwaffe zu entreißen. Bei den Protesten entstand der Sprecherin zufolge zudem ein Sachschaden von über einer Million Euro.

Die Projektgegner wiesen insbesondere den Vorwurf zurück, dass ein Beamter schwer verletzt worden sei. Dies sei falsch, sagte der Sprecher der "Parkschützer", Matthias von Herrmann. Die Polizei scheine "Fantasien zu verbreiten". Der Beamte sei vielmehr provokant aufgetreten und danach aus der Baustelle gebracht worden. Von Herrmann räumte lediglich ein, dass er dabei wohl zu Boden gegangen sei.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) rief die Gegner zu friedlichen Protesten auf. "Gewalt ist in jeglicher Form - egal, ob gegen Menschen oder Sachen - unmissverständlich zu verurteilen und wird von der Landesregierung nicht toleriert", erklärte er. Innenminister Reinhold Gall (SPD) sagte, es sei "erschreckend und nicht hinzunehmen, dass ein 42-jähriger Polizeibeamter von Störern zusammengeschlagen und erheblich verletzt wurde".

Nach der jüngsten Eskalation schieben sich Projektgegner und -befürworter gegenseitig die Schuld zu. Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) warf dem Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 vor, durch "die aggressiven und beleidigenden Reden und Angriffe in der Vergangenheit" zu einem Klima der Gewaltbereitschaft beigetragen zu haben. Die Sprecherin des Bündnisses, Brigitte Dahlbender, gab der Deutschen Bahn eine Mitschuld. "Wenn die Bahn so unbeeindruckt von allem weiterbaut, glaube ich, dass uns ein heißer Sommer ins Haus steht." afp

saarbruecker-zeitung.de/

stuttgart21

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort