Kommentar zum CDU-Parteitag Die Löwin und der Bettvorleger

Die Konkurrenten brüllten vor dem Parteitag wie die Löwen. Und landeten als Bettvorleger. Die Löwin heißt Annegret Kramp-Karrenbauer. Sie hat ihre Kritiker in Leipzig klar in die Schranken gewiesen und nun alle Trümpfe in der Hand: Nach alter Tradition entscheidet die Parteivorsitzende der CDU im Benehmen mit dem der CSU, wer für die Union als Kanzlerkandidat antritt.

Kommentar zum CDU-Parteitag in Leipzig von Werner Kolhoff
Foto: SZ/Roby Lorenz

Das wird Ende 2020 sein. Freilich wird das Mobbing der Neider, Zweifler und Kritiker nicht aufhören. Denn ihr Ziel wird es sein, AKK so zu schwächen, dass sie in zwölf Monaten einem anderen den Vortritt lassen muss. Die einen, weil sie Friedrich Merz noch immer für den attraktiveren Kandidaten halten, zumal Kramp-Karrenbauer im ersten Jahr viele Anfängerfehler gemacht hat. Die anderen, zum Teil sind es dieselben, weil sie einen wirtschaftsliberaleren Kurs wollen. Strategisch wäre das freilich hochriskant. Merz ist ein Mann von gestern – und ein Mann des großen Geldes. Er kommt bei den Wählern weniger gut an, als manche denken. Und was den Kurs angeht: Derzeit verliert die Union Sympathisanten vor allem in Richtung Grüne und Nichtwähler. Wenn sie die Mitte aufgibt, macht sie die Grünen noch stärker.

Die CDU ist gut beraten, die Mitte zu halten. Und mit einem Kanzlerkandidaten der Mitte anzutreten. Hierfür kämen außer AKK auch Jens Spahn und vor allem Armin Laschet in Frage. Für die Parteivorsitzende gibt es also keine Zeit zum Atemholen. Es ist nicht eine Meute hinter ihr her, es sind mehrere. Freilich hat Annegret Kramp-Karrenbauer in Leipzig erneut gezeigt, dass niemand sie unterschätzen sollte. Eine, die mit Merz fertig wird, die kann auch Kanzler.

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