Kommentar Erfassungsbeschluss ist kaum zu fassen

Klassischer Fall von: gut gemeint, aber schlecht gemacht. Nur weil sich eine spanische Gewerkschaft über die Praxis der Deutschen Bank aufgeregt hat, brauchen wir jetzt in allen EU-Mitgliedstaaten ganz dringend ein Arbeitszeiterfassungssystem?

Das ist doch absurd. Abgesehen davon, dass die spanische Unternehmenskultur in der Regel viel starrer organisiert ist als in Deutschland: Eine erzwungene Zeiterfassung ohne Rücksicht auf die Abläufe in einzelnen Unternehmen ist schlichtweg Unsinn.

Natürlich sind Überstunden ohne Ausgleich ein Unding. Aber: Ausbeutung, gegen die sich Arbeitnehmer nicht wehren können, ist hierzulande zum Glück nicht der Standard. Es gibt rechtliche Instrumente und funktionierende Betriebsräte. Und dort, wo sie nicht funktionieren, könnte man Arbeitnehmern die Zeiterfassung als Recht zugestehen – und nicht als Pflicht aufdrücken.

Anstelle von mehr Bürokratie und starreren Systemen sollte es auf allen Ebenen endlich mehr Entscheidungen geben, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stärken und flexiblere Arbeitszeiten ermöglichen. Dann hätte man es wirklich erfasst.

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