Kommentar Trump und Macron richten Schaden an
Zum 70. Jahrestag der Nato befindet sich das Bündnis in der Krise. Die Verantwortung dafür haben zwei Präsidenten führender Nato-Staaten: Emmanuel Macron und Donald Trump. Mit unverantwortlichen Äußerungen haben sie der Allianz großen Schaden zugefügt.
Trump hat die Nato für womöglich „obsolet“ erklärt, also überflüssig. Das war noch im Wahlkampf. Seitdem er im Weißen Haus sitzt, hat er damit gedroht, das Bündnis zu verlassen, wenn die Partner nicht endlich ihre Verteidigungsausgaben hochfahren. Sein Stil ist indiskutabel, in der Sache liegt er hier aber richtig. Das kann man bei dem zweiten irrlichternden Präsidenten, Macron, nicht behaupten. Seine „Hirntod“-Diagnose zum Zustand des Bündnisses ist falsch. Die Nato ist sehr lebendig. Sie hat gerade im Baltikum 5000 Soldaten stationiert, um einem seit 2014 aggressiv auftretenden Russland durch Abschreckung militärisch die Stirn zu bieten. Macron fordert zudem, Europa solle seine Verteidigung selbst in die Hand nehmen, da auf die USA nicht mehr Verlass sei. Richtig ist aber, dass Europa ohne die Unterstützung des US-Militärs chancen- und wehrlos gegenüber Russland wäre. Deutschlands Außenminister Heiko Maas schlägt vor, dass eine Kommission Reformideen für das Bündnis entwickelt. Dass aus Deutschland ein konstruktiver Beitrag kommt, ist gut. Die Nato habe eine „Frischzellenkur“ nötig, meinte Maas. Wo genau die Reise im Bündnis hingehen soll? Bei dieser Frage bleibt Maas vage. Taten wären hilfreich: Etwa dafür zu sorgen, dass Deutschland schneller als geplant das Zwei-Prozent-Ziel bei den Verteidigungsausgaben erreicht.