Klimagipfel in Kopenhagen: Afrika kritisiert reichen Norden
Kopenhagen. Die Klimaverhandlungen in Kopenhagen sind ins Stocken geraten. Der Auftakt der zweiten Verhandlungswoche wurde gestern überschattet von massiver Kritik der Entwicklungsländer. Der Leiter der afrikanischen Delegation, der Algerier Kamel Djemouai, warf der Konferenzleitung und den Industriestaaten vor, das Kyoto-Protokoll aufgeben zu wollen
Kopenhagen. Die Klimaverhandlungen in Kopenhagen sind ins Stocken geraten. Der Auftakt der zweiten Verhandlungswoche wurde gestern überschattet von massiver Kritik der Entwicklungsländer. Der Leiter der afrikanischen Delegation, der Algerier Kamel Djemouai, warf der Konferenzleitung und den Industriestaaten vor, das Kyoto-Protokoll aufgeben zu wollen. Die Entwicklungsländer fordern eine zweite Verpflichtungsperiode des Abkommens, die erste läuft Ende 2012 aus. Die dänische Umweltministerin und Konferenzpräsidentin berief daraufhin informelle Gespräche ein.Der Leiter des UN-Klimasekretariats Yvo de Boer trat den Bedenken der afrikanischen Staaten entgegen: Die Mehrheit der Staaten wolle eine Fortsetzung des Kyoto-Protokolls. "Das ist nicht nur ein afrikanisches Anliegen", fügte de Boer hinzu. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) steht in der Kritik: Der Sprecher der G77 genannten Gruppe der Entwicklungsländer, der Sudanese Lumumba di-Aping, warf Merkel Blockadepolitik vor. "Frau Merkel hat zwei Gesichter. Sie ist zu Hause eine große Ökologin, aber wenn es um das Geld für den Klimaschutz geht, steht sie auf der Bremse", sagte di-Aping. Er kritisierte außerdem, die Klimaschutz-Soforthilfe der EU in Höhe von 2,4 Milliarden Euro pro Jahr sei viel zu gering. Für einen ökologischen Umbau seien zwischen 300 und 500 Milliarden Euro pro Jahr notwendig. "Die EU wirft uns Brotkrumen hin", kritisierte di-Aping.Auch die Inselstaaten sind unzufrieden mit dem Verhandlungsstand der Konferenz. Sie fordern eine Festlegung darauf, dass die Erderwärmung höchstens 1,5 Grad betragen dürfe. Die meisten Staaten sprechen sich jedoch für eine Festlegung der Erderwärmung auf zwei Grad aus. Unterdessen legten Mexiko und Norwegen am Wochenende einen gemeinsamen Vorschlag zur Finanzierung des Klimaschutzes vor. Er sieht vor, dass öffentliche Gelder ebenso wie der Erlös aus dem Emissionshandel in einem Fonds gesammelt werden und dann Klimaschutzmaßnahmen in den Entwicklungsländern zugute kommen sollen. ddp