Kein Ende der Exzesse am Ballermann

Palma de Mallorca · Benimm-Regeln am Ballermann – das sorgte im vergangenen Jahr für Aufregung. Doch auf Mallorcas berühmter Partymeile, die insbesondere von deutschen Touristen bevölkert wird, hat sich seither wenig verändert.

Jedes Mal, wenn er von einem Besucher nach dem "neuen" Ballermann gefragt wird, lacht Carlos wütend auf. In der berühmtesten Partymeile der spanischen Ferieninsel Mallorca hätten die vor gut einem Jahr eingeführten Benimmregeln "überhaupt nichts gebracht", schimpft der 66-jährige Besitzer eines Lebensmittelladens an der Playa de Palma . Der Mann versichert: "Die Saufgelage , der Lärm und auch die sexuellen Exzesse haben trotz der Verbote in diesem Sommer sogar zugenommen."

Der Mallorquiner steht mit seiner Meinung nicht allein da. Auch die Regionalzeitung "Última Hora" stellte fest, bei der Eindämmung der Zügellosigkeit habe es keine bedeutenden Verbesserungen gegeben. Als unvoreingenommener Besucher muss man den Kritikern wohl Recht geben. Touristen nehmen weiterhin alkoholische Getränke mit an den Strand, viele ziehen grölend durch die Straßen.

Die berüchtigten blauen Saufeimer sind nicht verschwunden, die Hütchenspieler und die Prostituierten sind immer noch da. In der sogenannten "Schinkenstraße" gab es vor kurzem Zusammenstöße zwischen deutschen Touristen und afrikanischen Straßenhändlern, Biergläser und Kneipenstühle flogen minutenlang durch die Luft.

Das alte Ballermann-Bild steht im Kontrast zur neuen Skyline von Palma de Mallorca . Im Winter wurden zahlreiche Hotels renoviert und zum Teil generalsaniert. Bei einigen wurde die Kategorie angehoben. Auch das Straßenbild wurde hier und da aufgehübscht. Lounge-Optik, Lifestyle und Luxus sind angesagt. Ein Hauch von Ibiza hält am Ballermann Einzug. Doch dem Chaos konnte man bisher trotz der strengeren Polizeipatrouillen und der vielen Verbotsschilder kein Ende setzen. Die inzwischen abgewählte konservative Kommunalregierung von Palma hatte 2014 per Verordnung neben Saufgelagen auch das Pinkeln und Spucken in der Öffentlichkeit, "aggressives Betteln", das Ansprechen von Prostituierten, Verunreinigungen sowie das Verursachen von ruhestörendem Lärm unter Strafe gestellt.

Es ist nicht so, dass sich nichts getan hätte. Die Behörden teilten letzte Woche mit, dass die Polizei von Palma de Mallorca im Laufe eines Jahres wegen Verstößen gegen die Benimmregeln knapp 6000 Knöllchen verteilt habe. Besser als gar nichts, sollte man meinen. Nicht so die neue linke Stadtregierung, die die Benimmregeln annullieren und eventuell durch neue ersetzen will. Man habe auch ohne diese Regeln genug Gesetze, die nur richtig zur Anwendung gebracht werden müssten, meint Isabel Oliver, die Tourismusexpertin der Sozialistischen Partei, die im Juni sowohl in Palma als auch auf den Balearen mit Linksbündnissen die Macht übernommen hat.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort