Kaum Freunde für Urwahl in der SPD-Spitze

Berlin. Die SPD streitet weiter über die Kanzler-Kandidatur für die Bundestagswahl 2009. SPD-Präsidiumsmitglied und Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (Foto: dpa) warnte seine Partei gestern im WDR davor, sich mit euphorischen Forderungen nach einer Urwahl des Kandidaten lächerlich zu machen

Berlin. Die SPD streitet weiter über die Kanzler-Kandidatur für die Bundestagswahl 2009. SPD-Präsidiumsmitglied und Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (Foto: dpa) warnte seine Partei gestern im WDR davor, sich mit euphorischen Forderungen nach einer Urwahl des Kandidaten lächerlich zu machen. Der Parteivorsitzende Kurt Beck habe ein natürliches Vorschlagsrecht, sagte Thierse. Neben der Entscheidung in den Gremien biete das Parteistatut aber auch die Möglichkeit einer Mitgliederbefragung. "Das muss also entschieden werden nach durchaus vernünftigen pragmatischen Gesichtspunkten", sagte er. Eine Befragung der Mitglieder sei aber nur dann sinnvoll, wenn es mehr als einen Kandidaten gebe. "Wir würden uns ja lächerlich machen."

Sinngemäß äußerten sich auch mehrere andere SPD-Politiker so, unter anderem der SPD-Chef von Mecklenburg-Vorpommern, Erwin Sellering. Für ihn ist Beck der "natürliche erste (Kanzler-) Kandidat". Eine Abstimmung der Mitglieder über die Kandidatenfrage lehnte er unter Hinweis auf die Statuten im Radiosender Antenne Mecklenburg-Vorpommern aber nicht grundsätzlich ab.

SPD-Generalsekretär Hubertus Heil hatte von seiner Partei verlangt, die Urwahl-Diskussion zu beenden, die der ehemalige Hamburger Spitzenkandidat Michael Naumann angestoßen hatte. "Die Diskussion über Verfahren und Kanzlerkandidaten ist eine Debatte zur falschen Zeit", sagte Heil dem Berliner "Tagesspiegel".

Der Sprecher der konservativen Sozialdemokraten, Johannes Kahrs (Foto: dpa), geht nach Becks Öffnung für die Linke in den Ländern nicht davon aus, dass der SPD-Chef kandidieren wird. Kahrs dementierte aber Zitate aus dem "Flensburger Tageblatt". "Dafür muss er büßen. Damit hat sich die Kanzlerfrage erledigt", soll er bei einem Treffen mit SPD-Senioren in Ostholstein zum Thema Beck gesagt haben. Der Journalist blieb ungeachtet des Dementis bei seiner Darstellung. Und der 44-jährige SPD-Bundestagsabgeordnete dürfte den Tag mit unangenehmen Telefonaten verbracht haben. In einer eilends verbreiteten Erklärung bemühte er sich gestern um Schadensbegrenzung. Kahrs erklärte, es werde derjenige Kandidat sein, der am ehesten die Wahl gewinnen könne.

SPD-Vorstandsmitglied Niels Annen sagte im Deutschlandfunk, er sei sicher, dass Beck zu gegebener Zeit mit seinem Vorschlag auf große Akzeptanz stoßen werde. "Die häufig wechselnde Meinung meines Kollegen Kahrs zu der Frage der Führungsqualitäten von Kurt Beck ist nun wirklich nicht wesentlich", sagte er. Hamburgs SPD-Chef Ingo Egloff rief zur Mäßigung auf. "Das gilt auch für die Hamburger Genossen, die in Funktionen in Berlin sind", erklärte Egloff mit Blick auf den Hamburger Abgeordneten Kahrs. dpa/afp

Islamisten Video Spiegel mit Hinweis, dass der Mann Kontakte zu Sauleränder-Gruppe mit dem Saarländer Daniel S. hatte.

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