Kartellamt prüft Ticketverkauf der Bahn

Bonn/Berlin · Behindert die Bahn den Wettbewerb, indem sie anderen Unternehmen den Fahrkartenverkauf erschwert? Das Kartellamt prüft Vorwürfe von Konkurrenten des Staatsunternehmens.

Das Bundeskartellamt nimmt den Fahrkartenverkauf der Deutschen Bahn ins Visier und prüft eine mögliche Benachteiligung von Konkurrenten. Dazu leitete die Behörde gestern gegen den Staatskonzern ein Verfahren wegen des Verdachts auf Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung ein, wie das Amt in Bonn mitteilte.

Es geht um die Frage, ob und unter welchen Bedingungen andere Bahnunternehmen an Schaltern und Automaten ihre Tickets verkaufen können. Die Konkurrenten werfen der Deutschen Bahn (DB) vor, sie verhindere in ihren Bahnhöfen den Fahrscheinverkauf anderer Anbieter. Unternehmen wie Veolia und Keolis stehen vor allem auf regionalen Streckennetzen im Wettbewerb mit der bundeseigenen Bahn.

Kartellamtspräsident Andreas Mundt sagte zur Begründung des Verfahrens: "Funktionierender Wettbewerb beim Fahrkartenverkauf ist essenziell für den Wettbewerb auf der Schiene." Wettbewerber klagten, allenfalls einen eingeschränkten Zugang zu den Vertriebskanälen der Deutschen Bahn zu haben.

Auch der Vertrieb von Fahrkarten, den die DB für andere Unternehmen vornimmt, ist Gegenstand der Prüfung. Geklärt werden soll, inwieweit unterschiedliche Provisionshöhen beim Fahrkartenvertrieb für Wettbewerber gerechtfertigt seien. Außerdem will das Kartellamt prüfen, ob die Bahn ihre Konkurrenten zur Nutzung von Vertriebsleistungen zwingt. Kartellamtssprecher Kay Weidner sagte, es lägen mehrere Beschwerden vor. Die Namen der Unternehmen nannte er nicht.

Der Privatbahnen-Verband Mofair zeigte sich dankbar für den Schritt der Kartellbehörde. "Eine Änderung des Vertriebssystems ist überfällig", sagte Hauptgeschäftsführer Engelbert Recker. Er forderte, dass Bahnkunden an allen Automaten eines Bahnhofes die Fahrscheine aller Anbieter in der jeweiligen Region kaufen könnten.

Die DB wies den Vorwurf zurück, sie behindere Konkurrenten beim Fahrscheinvertrieb. Diese könnten schon heute Flächen in Bahnhöfen für eigene Zwecke anmieten, sagte Vorstandsmitglied Ulrich Homburg. Jedoch entspreche die Forderung, Fahrkarten konkurrierender Unternehmen für den Fernverkehr in Bahn-Reisezentren mitzuverkaufen, nicht dem Gedanken von freiem Wettbewerb. Auch im Nahverkehr funktioniere nach Ansicht der Bahn der Wettbewerb. So verkauften andere Unternehmen ihre Tickets in Eigenregie oder über frei wählbare dritte Dienstleister. An Bahnhöfen stelle die Deutsche Bahn Konkurrenten Flächen für deren Ticketautomaten kostenfrei zur Verfügung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort