Kardinäle bereiten Papstwahl vor

Rom. Vier Tage nach dem Amtsverzicht von Benedikt XVI. beginnen heute im Vatikan die Vorbereitungen zur Wahl eines neuen Papstes. Auf Einladung von Kardinaldekan Angelo Sodano treten die Kardinäle zu ihrer ersten Generalkongregation zusammen

Rom. Vier Tage nach dem Amtsverzicht von Benedikt XVI. beginnen heute im Vatikan die Vorbereitungen zur Wahl eines neuen Papstes. Auf Einladung von Kardinaldekan Angelo Sodano treten die Kardinäle zu ihrer ersten Generalkongregation zusammen. Bis zum Beginn des Konklaves müssen sie bei täglichen Sitzungen die laufenden Amtsgeschäfte der Kirche erledigen und die Papstwahl vorbereiten - organisatorisch wie inhaltlich.Ebenfalls in einer ihrer ersten Sitzungen müssen die Kardinäle über den Beginn des Konklaves entscheiden. Die Papstwahl muss laut Statut zwischen dem 15. und 20. Tag nach Anfang der Sedisvakanz (seit 28. Februar ist der Papststuhl leer) beginnen, könnte dank eines Erlasses von Benedikt XVI. jedoch vorgezogen werden, wenn die Kardinäle dies mehrheitlich wünschen. Höher als organisatorische Details und Formalien werten die Kardinäle aber die inhaltliche Vorbereitung des Konklaves. Pannen und Probleme an der Kurienspitze, eine mögliche Kurienreform, die Vatileaks-Affäre und der geheimnisumwitterte Bericht der drei Kardinal-Kommissare über angebliche Abgründe an der Kurie dürften zur Sprache kommen. Wichtiger als Vatileaks sollte für die Kirche jedoch die zeitgemäße Glaubensverkündigung sein, die Neuevangelisierung, betonte unterdessen der kolumbianische Kardinal Ruben Salazar Gomez.

Die unterschiedliche Gewichtung von Prioritäten und Kirchenproblemen bringt in den Medien immer neue Spekulationen und immer längere Namenslisten von möglichen Papstkandidaten hervor. Unter anderem steht die Frage im Raum, ob nach zwei "Ausländern" nicht wieder ein Italiener die Kirche und den römischen Bischofssitz leiten sollte. Ob das für einen Nord- oder für einen Lateinamerikaner spricht, ist offen. Allein drei US-Kardinäle werden von italienischen Medien als papabel bezeichnet: New Yorks volkstümlicher und konservativer Oberhirte Timothy Dolan, Donald William Wuerl aus Washington oder Sean Patrick O'Malley von Boston. Wuerl selbst hält einen US-amerikanischen Papst für unwahrscheinlich, da dessen Botschaft in der Weltmeinung nie rein geistlich, sondern immer auch politisch gewertet würde.

Unter den Lateinamerikanern wird derzeit Odilo Scherer von Sao Paolo als möglicher Papstkandidat genannt, aber auch Jorge Mario Bergoglio aus Argentinien oder Ruben Salazar Gomez aus Bogota.

Wie hoch die Chancen für einen Europäer sind, sei es für den Ungarn Peter Erdö, den Österreicher Christoph Schönborn oder den Kroaten Josip Bozanic, ist eine andere Frage. Zu Beginn des Prä-Konklaves kursieren in italienischen Medien mehr als zwei Dutzend Namen von Papabili. Aber der eine überzeugende Name scheint noch nicht darunter. kna

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