Juppé will in Frankreich für Präsidentenwahl kandidieren

Paris · Der frühere französische Regierungschef Alain Juppé will es noch einmal wissen. Der 69-Jährige möchte 2017 als Präsidentschaftskandidat der Konservativen antreten. Vorher muss er aber noch Nicolas Sarkozy aus dem Rennen schlagen, der seine Pläne auch demnächst bekanntgeben will.

Kann ein Mann mit fast 70 Jahren noch Präsidentschaftskandidat werden? Alain Juppé beantwortet die Frage mit Ja. Und der frühere französische Regierungschef tut dies auf durchaus zeitgemäße Art und Weise: In seinem Internet-Blog kündigt der 69-Jährige am Mittwoch an, bei den Vorwahlen seiner konservativen UMP nächstes Jahr zu kandidieren. "2017, bald . . ." heißt die Überschrift, und der Bürgermeister von Bordeaux verliert keine Zeit, um sich rechtzeitig vor der Präsidentenwahl 2017 zu positionieren. Mitten in der Sommerpause kommt der derzeitige Ko-Chef der UMP aus der Deckung - noch vor Ex-Präsident Nicolas Sarkozy , der sich spätestens im September erklären will. "Der Präsident und sein Premierminister haben das Vertrauen der Franzosen verloren", kritisiert der hochgewachsene Politiker mit dem Haarkranz die regierenden Sozialisten.

Juppé selbst hat im Rentenalter das Vertrauen seiner Landsleute wiedergewonnen. Laut einer Umfrage von Anfang August haben 74 Prozent der Franzosen ein positives Bild von dem Gründer der UMP. Damit liegt der 69-Jährige deutlich vor dem in mehrere Affären verwickelten Sarkozy, der nach seinem Rückzug aus der Politik eine zerstrittene UMP hinterlassen hatte, die nun auch mit einem Wahlkampffinanzierungsskandal kämpft.

Die Karriere Juppés hatte steil begonnen: Studium an mehreren Elite-Universitäten, Redenschreiber für Jacques Chirac , in den 90er Jahren Außenminister und nach der Wahl Chiracs zum Präsidenten 1995 Regierungschef. Als "Besten von uns" lobte Chirac seinen politischen Ziehsohn. Doch dem Aufstieg folgte der Fall des distanziert und kühl wirkenden Politikers. Die Niederlage der Konservativen bei den Parlamentswahlen 1997 ging auf das Konto des damals äußerst unbeliebten Premierministers, der mit seiner Sparpolitik Massenproteste hervorrief. 2004 kam dann das vorläufige Aus für Juppé: Im Skandal um fiktive Arbeitsplätze im Pariser Rathaus wurde er als Vize des damaligen Bürgermeisters Chirac zu 14 Monaten Haft auf Bewährung und der Unwählbarkeit für ein Jahr verurteilt.

Ausgerechnet Sarkozy holte ihn im Jahr 2007 als Umweltminister wieder ins Kabinett zurück. Doch da Juppé bei den Parlamentswahlen nicht in die Nationalversammlung gewählt wurde, musste er sein Ministeramt gleich wieder aufgeben. 2010 erlebte er dann sein wirkliches Comeback, erst als Verteidigungs- und dann als Außenminister. Für 2012 liebäugelte Juppé, der in zweiter Ehe verheiratet und Vater dreier Kinder ist, mit der Präsidentschaftskandidatur. Aber er verzichtete zugunsten von Sarkozy.

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