Aktivisten halten in vielen Städten die Stellung Johnson rüffelt Klima-Demonstranten

London/Berlin · Aktivisten halten in London, Berlin und anderen Großstädten die Stellung.

 Großbritanniens Premier Boris Johnson pöbelte gegen die Klimaaktivisten in London.

Großbritanniens Premier Boris Johnson pöbelte gegen die Klimaaktivisten in London.

Foto: dpa/Kirsty Wigglesworth

Die am Montag gestarteten Klima-Demonstrationen mit Straßenblockaden haben auch am zweiten Tag zu zahlreichen Festnahmen in London und Amsterdam geführt. In der britischen Hauptstadt wurden laut Scotland Yard binnen zwei Tagen bis Dienstagnachmittag 471 Demonstranten der Bewegung Extinction Rebellion festgesetzt – in Berlin wurde ein Protest friedlich aufgelöst.

Wie viele Demonstranten sich in der britischen Hauptstadt aufhalten, darüber gab es keine Angaben der Polizei. Britische Medien gingen von etwa 30 000 Teilnehmern in London aus. Viele Demonstranten hatten in der regnerischen Nacht in Zelten in der Nähe des Parlaments geschlafen. Sie tanzten, trommelten und machten immer wieder mit Sprechchören auf sich aufmerksam.

Premierminister Boris Johnson appellierte an die Demonstranten, mit den Blockaden aufzuhören. Sie sollten mit ihren „nach Hanf riechenden Biwaks“ die Hauptstadt verlassen, sagte der Regierungschef. Sicherheitsleute hätten ihn vor „unkooperativen Krustentieren“ gewarnt, die die Straßen vermüllten.

In Berlin harrten mehrere Hundert Aktivisten am Dienstagnachmittag noch rund um die Siegessäule am Großen Stern aus. Stadtweit seien rund 600 Polizisten im Einsatz, davon 200 am Großen Stern, sagte ein Polizeisprecher. Die Beamten hatten am Vormittag den ebenfalls seit Montag besetzten Potsdamer Platz geräumt, dabei blieb es friedlich. Extinction Rebellion (auf Deutsch etwa: Rebellion gegen das Aussterben) kommt ursprünglich aus Großbritannien. Nach eigenen Angaben gibt es die Gruppe seit November vorigen Jahres auch in Deutschland. Sie fordert unter anderem, dass die nationalen Regierungen sofort den Klimanotstand ausrufen.

CSU-Chef Markus Söder äußerte die Sorge, „dass es zu radikaleren Wegen in der Klimabewegung kommen kann“. Dem „Straubinger Tagblatt“ sagte er: „Wenn der Protest jetzt in radikalere Formen ausufert, wird das weite Teile der Bevölkerung abschrecken.“ FDP-Parteichef Christian Lindner hatte vor Beginn der Aktionen vor antidemokratischen und teils totalitären Zügen der Bewegung gewarnt: „Über die extremen Forderungen zum Klimaschutz hinaus stellen Aktivisten der Gruppierung offen die Demokratie in Frage“, sagte er. Anders als etwa Greta Thunbergs Bewegung Fridays for Future sind die Aktivisten von Extinction Rebellion nach eigenen Angaben bereit, Gesetze zu brechen, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Der Mitgründer von „Extinction Rebellion“, Roger Hallam, hatte in einem Interview mit dem „Spiegel“ im September gesgt: „Wenn eine Gesellschaft so unmoralisch handelt, wird Demokratie irrelevant. Dann kann es nur noch direkte Aktionen geben, um das zu stoppen.“

In Amsterdam war am Montag eine wichtige Durchgangsstraße stundenlang blockiert worden. Mehrere Hundert Aktivisten besetzten in Paris laut dem Nachrichtensender BFMTV einen zentralen Platz in der Nähe der Seine und eine Brücke. 

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