Jeder zehnte Saarländer über 65 leidet an Demenz

Saarbrücken · Erstmals liegt eine wissenschaftlich gestützte Zahl der Demenzkranken im Saarland vor: 21 000 Menschen über 65 sind betroffen. Ein „Demenzplan“ soll ihnen und ihren Angehörigen das Leben erleichtern.

Das Saarland soll sich zu einem "demenzfreundlichen Bundesland" entwickeln. Dieses Ziel gab Sozialministerin Monika Bachmann (CDU ) gestern bei der Präsentation des ersten saarländischen Demenzplans bekannt. Er wurde in einem zweijährigen Prozess von allen mit dem Thema befassten Vereinen, Initiativen, Verbänden und Pflegeeinrichtungen im Land erarbeitet und listet insgesamt 29 Einzelmaßnahmen auf.

Vorgesehen sind neben der weiteren Vernetzung vorhandener Versorgungsangebote und der Fortbildung der Pflege-Profis auch Schulungsmaßnahmen für den Einzelhandel, für Rettungskräfte oder Polizisten. Ziel ist es, ein Bewusstsein für den richtigen Umgang mit Demenzkranken zu schaffen und die Betreuung Betroffener wie auch von pflegenden Angehörigen zu optimieren. "Wir müssen das Thema Demenz aus der Anonymität holen", sagte Bachmann vor rund 150 Delegierten, die am Demenzplan mitgewirkt haben. Gesteuert wurde der Prozess von der Landesfachstelle Demenz . Deren Leiter Andreas Sauder betonte, die Demenzstrategie werde von den bereits in Netzwerken zusammengefassten Institutionen nicht als freiwillig begriffen, sondern besitze eine "hohe Verbindlichkeit".

Begleitet wurde der Prozess vom Saarbrücker Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft. Es hat erstmals wissenschaftlich belastbare Zahlen ermittelt. Demnach sind im Saarland 9,3 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre betroffen, im Jahr 2014 waren laut Institut 20 964 Menschen dieser Altersgruppe an Demenz erkrankt. Die meisten Demenzkranken leben im Regionalverband Saarbrücken , gefolgt vom Landkreis Saarlouis und dem Saarpfalz-Kreis.

Nach Auffassung der Expertin Heike von Lützau-Hohlbein von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft nimmt das Saarland zusammen mit Bayern und Schleswig-Holstein eine Vorreiterrolle in der Entwicklung einer Demenzstrategie ein. Auf Bundesebene existiere Vergleichbares nicht. > , Meinung

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