Jeb Bush quält sich mit dem Comeback

Montgomery · Es war kein schlechter Auftritt, doch das erhoffte Erfolgserlebnis war die vierte TV-Debatte der republikanischen Präsidentschaftskandidaten für Jeb Bush nicht. Ein Trost für ihn: Auch die anderen Kandidaten blieben eher blass.

Jeb Bushs Strategen dürften die nächsten Tage damit verbringen, beunruhigten Spendern zu versichern, dass von Unruhe im Lager des Kandidaten keine Rede sein könne. Dass alles nach Plan laufe, dass der Mann nun mal kein begnadeter Debattenredner sei, wohl aber verstehe, im politischen Alltag knifflige Reparaturaufgaben zu übernehmen. "Jeb can fix it", lautet der Spruch dazu, der Verlegenheitsspruch, wie man auch sagen kann.

In Milwaukee, bei der vierten TV-Debatte der republikanischen Präsidentschaftskandidaten, drehte sich alles um die Frage, ob dem angeschlagenen Ex-Favoriten ein Comeback gelingen würde, nachdem er knapp zwei Wochen zuvor bei einem Wortduell mit dem aufstrebenden Marco Rubio rhetorische Prügel bezogen hatte. Bush hatte ein paar lichte Momente, etwa, als er den Einwanderungs-Hardliner Donald Trump mit seinem Gerede von Massendeportationen darauf hinwies, dass es völlig unmöglich sei, elf Millionen ohne Papiere im Land lebende Migranten im Hauruck-Verfahren nach Mexiko abzuschieben. Aber eine Bravour-Vorstellung ist ihm auch nicht gelungen.

Wahrscheinlich ist er dazu schlicht nicht in der Lage. Die große Bühne ist nicht Bushs Milieu. Rubio mag auf ihr hin und wieder glänzen, aber eines haben die zwei Stunden in Milwaukee eben auch deutlich gemacht: Der 44 Jahre alte Senator aus Miami gefällt sich allzu oft in Klischees und Plattitüden, allem voran der unendlich oft wiederholte Satz, dass er die Zukunft verkörpere, während Hillary Clinton für die Vergangenheit stehe. Seine außenpolitischen Beiträge beschränkten sich diesmal darauf, Wladimir Putin einen Gangster zu nennen und Barack Obama zu tadeln, dass er iranischen Ajatollahs mehr Respekt entgegenbringe als dem israelischen Premier.

Donald Trump scheint je mehr Federn zu lassen, je konkreter über Sachfragen diskutiert wird, zumal sich beim Publikum Ermüdungseffekte einzustellen scheinen. Man hat aus dem Munde des Milliardärs einfach schon zu oft gehört, dass er, der geniale Geschäftsmann, den Dilettanten der Berufspolitik weit überlegen sei. Der Neurochirurg Ben Carson, zurzeit an der Spitze der republikanischen Kandidatenriege, wirkt überfordert, wenn es um das Zahlenwerk von Steuerplänen oder Staatsbudgets geht. Zumal seine offenkundig unausgegorenen Programme erst jetzt, da ihn die Demoskopen auf dem Spitzenplatz sehen, genauer unter die Lupe genommen werden.

Vielleicht wird man in ein paar Monaten sagen, dass Milwaukee den Wendepunkt des republikanischen Vorwahlkampfs markierte. Den Moment, in dem Berufspolitiker wie Rubio und Bush den Seiteneinsteigern den Rang abliefen. Es kann so kommen, muss aber nicht.

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