Sturm aufs Kapitol, Nawalny, Putsch in Myanmar Weltpolitik 2021 in Bildern: Der große SZ-Jahresrückblick
Aufgepeitscht von ihrem abgewählten Idol Donald Trump stürmen am 6. Januar Hunderte seiner Anhänger das Kapitol in Washington, um den US-Kongress an der Bestätigung des Wahlsiegs von Joe Biden zu hindern – erfolglos. Der 78-jährige Demokrat wird zwei Wochen später als 46. Präsident der USA vereidigt. Ein zweites Amtsenthebungsverfahren gegen Trump wegen der Tumulte scheitert an der Zwei-Drittel-Grenze im Senat. Biden regiert nach Senatswahl-Siegen in Georgia mit knapper Mehrheit in beiden Kammern.
Im ostasiatischen Myanmar putscht sich die Armee an die Macht. Sie setzt die Zivilregierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi ab, die seit 2016 regiert und im November einen großen Wahlsieg gefeiert hatte. Trotz Ausnahmezustands gehen Millionen Demonstranten (Foto) auf die Straße und fordern ihre Freilassung. Nach einigen Tagen lassen die Generale schießen, 1200 Protestierende sterben, tausende werden inhaftiert. Suu Kyi droht wegen offenbar vorgeschobener Vorwürfe lange Haft.
Der russische Regimekritiker Alexej Nawalny kehrt trotz Warnungen aus Deutschland nach Moskau zurück. Dort wird er festgenommen und am 2. Februar zu dreieinhalb Jahren Lagerhaft verurteilt. Er hatte sich in Deutschland von einem Gift-Anschlag in Russland erholt, an dessen Aufklärung Präsident Wladimir Putin kein Interesse zeigt. Nawalny ist Symbol für die immer härtere Unterdrückung der Opposition. Sie bringt bei den umstrittenen Duma-Wahlen keinen Kandidaten durch.
Menschen stehen nach einem Luftangriff der Armee auf Mekelle, die Hauptstadt der Region Tigray im Norden Äthiopiens, vor schwarzen Rauchschwaden. Nachdem der Friedensnobelpreisträger und Regierungschef Abiy Ahmed eine Militäroffensive gegen die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) gestartet hat, rückt diese gemeinsam mit Rebellen der Oromo Liberation Army auf die Hauptstadt Addis Abeba vor. Die Wirtschaft des ehemaligen Stabilitätsankers in der Region liegt am Boden.
China tritt unter Präsident Xi Jingping breitbeinig auf. Der Volkskongress beschließt eine Wahlrechtsreform für Hongkong, die der Opposition dort den Einzug ins Parlament erschwert. Fast täglich dringen chinesische Militärflugzeuge die Luftraumüberwachungszone Taiwans ein, das Peking als abtrünnig Provinz ansieht. Während China Corona mit rigoroser Eindämmung im Zaum hält, gibt es eine familienpolitische Kehrtwende. Nun sind drei Kinder pro Paar erlaubt, aus Sorge vor einer überalterten Gesellschaft.
Bei der vierten Parlamentswahl in Israel binnen zwei Jahren wird der rechtskonservative Likud von Dauer-Ministerpräsident Benjamin Netanjahu abgewählt, obwohl sich mit seinen letzten Amtsmonaten die erfolgreiche Impfkampagne gegen das Corona-Virus verbindet. Acht kleine Parteien bilden eine neue Regierung unter Naftali Bennett. Im Mai kommt es in Ost-Jerusalem und im Gazastreifen zu Zusammenstößen zwischen Israelis und Palästinensern. 260 Palästinenser und ein Dutzend Israelis sterben.