Ja zu Europa, Nein zu Spanien

Madrid. Die Schulden drohen Spanien zu erwürgen, mit der Wirtschaft geht es bergab - nun droht das Königreich auch noch auseinanderzufallen. In den nördlichen Regionen Katalonien und Baskenland wächst der Unabhängigkeitswille. Angefacht vom Beispiel Schottlands, wo in 2014 über eine Abspaltung von Großbritannien abgestimmt wird

 Kataloniens Regierungschef Mas will Unabhängigkeit. Foto: dpa

Kataloniens Regierungschef Mas will Unabhängigkeit. Foto: dpa

Madrid. Die Schulden drohen Spanien zu erwürgen, mit der Wirtschaft geht es bergab - nun droht das Königreich auch noch auseinanderzufallen. In den nördlichen Regionen Katalonien und Baskenland wächst der Unabhängigkeitswille. Angefacht vom Beispiel Schottlands, wo in 2014 über eine Abspaltung von Großbritannien abgestimmt wird. Und auch vom Glauben, dass es in Krisenzeiten allein besser gehen könnte als unter spanischem Dach. Spaniens konservative Regierung will von einem Abschied nichts wissen: Unabhängigkeitsreferenden wie in Schottland seien "nicht möglich".Doch es sieht kaum danach aus, als ob sich die Unabhängigkeitsgelüste aufhalten lassen. In Katalonien, Spaniens wirtschaftsstärkster Region mit der kreativen Metropole Barcelona, steht die Frage für eine Volksabstimmung bereits fest: "Sind Sie dafür, dass Katalonien ein neuer Staat der Europäischen Union wird?" Wenn die Umfragen nicht lügen, ist eine Mehrheit für den Abschied von Spanien. Europa ja, Spanien nein, lautet die Marschrichtung der Katalanen, welche von sich behaupten, eine "eigene europäische Nation" zu sein.

Auch wenn ein genauer Termin für das katalanische Referendum noch aussteht: Schon am 25. November wird es einen Stimmungstest in Katalonien geben, wo etwa 7,5 der 47 Millionen Einwohner Spaniens leben. Der katalanische Regierungschef Artur Mas, Anführer der Unabhängigkeitsbewegung, will dann seinen Abspaltungkurs mit einer Neuwahl absegnen lassen. Und es sieht so aus, als ob Mas, der seit Dezember 2010 an der Spitze der Regionalistenpartei CiU regiert, seine Macht ausbauen kann.

Als nächsten Schritt will Mas dann die Volksabstimmung einberufen, die spätestens "in den kommenden vier Jahren" stattfinden soll. Spaniens Verfassung sieht zwar kein Unabhängigkeitsreferendum vor und schreibt die "unauflösbare Einheit der spanischen Nation" fest. Doch Mas schreckt dies nicht: "Katalonien muss seinen Weg gehen" - notfalls auch einseitig und in Konfrontation mit Spanien. Die spanische Zentralregierung in Madrid droht derweil, "mit allen Mitteln" einen katalanischen Alleingang zu verhindern.

Ein zweiter regionaler Brandherd ist das spanische Baskenland, wo der Unabhängigkeitswille kaum geringer ist als in Katalonien. Jahrzehntelang kämpfte die Terror-Organisation Eta mit Bomben für einen eigenen baskischen Staat. Bis die Eta vor einem Jahr das "definitive Ende der Gewalt" verkündete und seitdem den baskischen Politikern den Kampf für einen Abschied von Spanien überlässt.

Wie groß die Lust auf einen eigenen Baskenstaat ist, dürfte schon am kommenden Sonntag klarwerden. Dann wählen die etwa 2,1 Millionen spanischen Basken ihre neue Regionalregierung. Auch in diesem rebellischen Gebiet, das wie Katalonien eine eigene Sprache und eigene Traditionen pflegt sowie wirtschaftlich vergleichsweise gut dasteht, werden antispanische Parteien die Nase vorne haben: Der Baskischen Nationalistischen Partei (PNV) wird ein Sieg vorausgesagt. Zweitstärkste Bewegung dürfte die separatistische Parteienkoalition Bildu werden.

Am Rande

Unabhängigkeitsbestrebungen gibt es auch in anderen Ländern. In Flandern etwa sahnten am vergangenen Sonntag die Separtatisten in den Kommunalwahlen ab und setzen Belgiens Regierung die Pistole auf die Brust: Sie wollen eine Staatsreform und mehr Unabhängigkeit.

Seit Montag ist für Schottland nach einer Einigung mit London der Weg für ein Referendum zur Unabhängigkeit (2014) frei. red

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