Italien kritisiert auf EU-Gipfel Politik Deutschlands

Brüssel · Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi hat seinem Ärger über Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU ) auf dem EU-Gipfel in heftiger Form Luft gemacht. "Wenn glauben gemacht wird, Deutschland sei der Blutspender Europas, dann ist das von außen betrachtet nicht die Wirklichkeit", sagte Renzi nach dem Gipfel.

Der Regierungschef führte eine ganze Reihe von Punkten an, in denen er mit Merkel über Kreuz liege. Zunächst geht es um die deutsche Weigerung, sich auf eine europäische Einlagensicherung einzulassen, die Rom seit Jahren fordert. Die Freundschaft und der Respekt, den er für Merkel habe, hindere ihn nicht daran, "Fragen zu stellen", redete sich Renzi in Rage: Die Übernahme griechischer Flughäfen durch Fraport, die Gaspipeline Nord-Stream-2 und schließlich die deutsche Kritik am angeblich schleppenden Aufbau der Flüchtlings-Hotspots. Wegen der geplanten Gaspipeline von Russland nach Deutschland wurde Merkel auch von anderen Ländern und von EU-Ratspräsident Donald Tusk in die Zange genommen. Tusk klagte, Nord-Stream-2 widerspreche den EU-Energiezielen, die Quellen zu diversifizieren und die Abhängigkeit von einem Zulieferer abzubauen: Nach einer Erhebung der EU-Kommission würde sich die EU durch das Projekt von Russland abhängiger machen, 80 Prozent des russischen Gases würden auf eine Route konzentriert und der Anteil von Gazprom-Gas auf dem deutschen Markt auf über 60 Prozent erhöht. Nicht zuletzt könnte das Projekt die Transitroute durch die Ukraine "austrocknen".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort