Ist heute der Tag, der die Welt verändert?

Heute ist der Tag, an dem Donald Trump der 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wird. Nicht wenige Politiker weltweit fürchten: Es ist der Tag, an dem sich die Welt verändern wird. Aber wie? Die Berliner Korrespondenten der Saarbrücker Zeitung haben deutsche Parlamentarier zu ihren Gefühlen zum Amtsantritt des impulsiven Milliardärs gefragt.

Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ), Saar-Ministerpräsidentin: "Trump ist der gewählte Präsident. Wir werden mit ihm die bestmögliche Zusammenarbeit im deutschen Interesse suchen. Es ist aber klar erkennbar, dass wir - bei aller Verbundenheit mit den USA - unsere Angelegenheiten in der EU und in der Nato verstärkt selbst in die Hand nehmen müssen."

Wolfgang Thierse (SPD ), ehemaliger Bundestagspräsident: "Wer seinen Wahlerfolg nicht zuletzt mit chauvinistischen, sexistischen und rassistischen Äußerungen erreicht hat, der löst bei mir nur Befürchtungen aus. Was wird das für eine Welt werden, in der Politiker-Typen wie Putin, Erdogan, Xi Jinping und nun auch Trump das Sagen haben, das ist die beunruhigende Frage, die mich bewegt. Europa wird einiger und selbstbewusster werden müssen, damit es von den genannten Herren noch erst genommen wird."

Sahra Wagenknecht (Linke), Fraktionsvorsitzende: "Ich weiß nicht, ob Trump sein Versprechen, die Beziehungen zu Russland zu verbessern, unter dem zu erwartenden Druck der US-Rüstungs- und Kriegslobby einhalten kann. Die Bundesregierung sollte die Wahl Trumps auf jeden Fall zum Anlass nehmen, sich für eine eigenständige europäische Außenpolitik einzusetzen, die die US-Ölkriege und Drohnenmorde nicht länger unterstützt und die Sanktionen gegen Russland beendet."

Manfred Weber (CSU ), Vorsitzender der EVP-Fraktion im EU-Parlament: "Die Antwort Europas auf US-Präsident Trump ist: Europa muss erwachsen werden und mehr Verantwortung übernehmen. Wir sind der Hort von Werten, Stabilität und des europäischen Lebensstils. Dies müssen wir verteidigen. Wir setzen selbstbewusst auf ein enges Miteinander mit den USA, aber es macht keinen Sinn, sich weiter an die Schulter der USA anzulehnen. Es muss gelten: Europe first."

Simone Peter , Grünen-Chefin: "Trumps Parole "America First" konkretisiert sich dramatisch. Er droht mit Handelsbeschränkungen, um bisherige Partner zu schwächen. Und mit seiner Absage an eine humane Flüchtlingspolitik schürt er global Ressentiments gegen Schutzsuchende. Wir Europäer müssen uns diesem Nationalismus und Protektionismus entschlossen entgegenstellen und die Solidar- und Friedensunion Europa verteidigen."

Jörg Meuthen (AfD),Bundessprecher: "Nachdem Obama gescheitert ist, kann es Donald Trump eigentlich nur besser machen. Zumindest hat er ein gesundes Gespür für Realpolitik. Das schätze ich."

Christian Lindner (FDP ), Bundesvorsitzender: "Donald Trump ist gewählter Präsident. Kein Grund für Hysterie, sondern für kühlen Kopf. Man sollte Trump nicht an Tweets oder Interviews messen, sondern seinem Handeln. Welche Politik er wirklich verfolgt, zeigt sich dann. Klar ist: Die USA bleiben unser wichtigster Partner. Es ist in unserem Interesse, dass der Atlantik nicht breiter wird. Wir müssen für EU, NATO und Freihandel werben. Der Dialog muss sofort beginnen."

Peter Tauber (CDU ),Generalsekretär "Ich hoffe, dass er sich im neuen Amt seiner Verantwortung und Macht bewusst wird und zu mehr Maß und Mitte findet. Das sage ich gerade als jemand, dem die transatlantische Freundschaft am Herzen liegt."

Hannelore Kraft (SPD ), Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen: "Erst einmal gratuliere ich Donald Trump zum Amtsantritt. Es bleibt zu hoffen, dass er sich nun der großen weltweiten Verantwortung bewusst sein wird, die mit dem Einzug ins Weiße Haus verbunden ist. Bisher haben einige Erklärungen und Entscheidungen eher Sorgen ausgelöst. Es gibt hoffentlich schnell Klarheit, wo der Präsident auf Kontinuität der amerikanischen Politik baut und wo er neue Akzente setzen will. Es ist zu erwarten, dass auf Europa und Deutschland mehr Verantwortung zukommen wird. Und das in einer Zeit eh schon schwerer Herausforderungen in Europa."

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