Israel bombardiert im Gazastreifen

Jerusalem · Die Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern hat am Wochenende weiter zugenommen. Neun Palästinenser wurden getötet, 90 weitere wurden verletzt. US-Außenminister John Kerry mahnte zur Wiederherstellung der Ruhe.

Die angespannte Lage in Nahost ist am Wochenende weiter eskaliert. Israelische Kampfflugzeuge bombardierten nach Armeeangaben in der Nacht zum Sonntag ein Ausbildungslager militanter Palästinenser im Gazastreifen. Wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Gaza gestern mitteilte, starben dabei eine schwangere 30-Jährige und deren vierjährige Tochter. Der Angriff galt angeblich einer Waffenproduktionsstätte der Hamas , brachte aber das Wohnhaus von Mutter und Tochter zum Einsturz.

Nach israelischer Darstellung war der Militärschlag eine Reaktion auf Raketenbeschuss aus dem palästinensischen Küstengebiet. Drei Raketen waren zuvor aus dem Gazastreifen in Richtung Israel abgefeuert worden. Wer das tat, war zunächst unklar. Zwei Raketen gingen auf offenem Gelände in Israel nieder. Schäden oder Verletzte gab es nicht.

Gestern hielten Demonstrationen junger Palästinenser am Grenzzaun zwischen Gaza und Israel den dritten Tag in Folge an. An den beiden vorangegangenen Tagen hatte die Menge immer wieder versucht, die Grenzbefestigung zu stürmen. Das israelische Militär drängte sie zum Teil mit Schüssen zurück. Neun Palästinenser wurden getötet, 90 weitere wurden verletzt. Der jüngste Tote war ein 13-Jähriger.

Auch die Serie von Messerangriffen und Attentatsversuchen palästinensischer Einzelpersonen gegen Israelis ging am Wochenende weiter. Bei einer Polizeikontrolle nahe Jerusalem zündete eine Palästinenserin nach Angaben der israelischen Polizei in ihrem Fahrzeug einen Sprengsatz. Bei zwei Messerattacken wurden am Samstag in Jerusalem fünf Israelis verletzt und die beiden Angreifer erschossen. Beide Anschläge erfolgten beim Damaskus-Tor am Eingang zur Altstadt. Zunächst hatte ein 16-jähriger Palästinenser zwei ältere Männer niedergestochen, die als gläubige Juden erkennbar waren. Wenige Stunden später verletzte ein weiterer Palästinenser zwei israelische Polizisten mit Messerstichen.

In den letzten anderthalb Wochen waren bei Schuss- und Messerattacken in Israel und den besetzten Gebieten vier Israelis getötet und zahlreiche weitere verletzt worden. Die palästinensischen Angreifer wurden in fast allen Fällen getötet oder festgenommen.

"Zutiefst besorgt" über die neue Gewaltwelle, telefonierte US-Außenminister John Kerry am Samstag mit Netanjahu und mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas . Kerry appellierte an beide Politiker, die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen. Es sei jetzt wichtig, "mit Worten und Taten den Status quo aufrechtzuerhalten", sagte Kerry.

Unruheherd ist der Tempelberg, der schon vor einem Jahr im Zentrum heftiger Auseinandersetzungen stand. Israels Regierung hatte wiederholt versichert, am bisherigen Status nicht rühren zu wollen, trotzdem hält sich das Gerücht unter den Palästinensern, Israel wolle die Muslime von dort vertreiben.

Laut Informationen der liberalen Tageszeitung "Haaretz" nehmen aber die israelischen Nachrichtendienste an, dass die palästinensische Führung derzeit alles daransetzt, um "das Feuer zu ersticken". Die palästinensische Polizei habe zugesagt, "Unruhen an Reibungspunkten" zwischen Soldaten und Demonstranten zu unterbinden. Gewalt zahlt sich erfahrungsgemäß nur für die Extremisten der Hamas und des Islamischen Dschihad aus. Für Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und seine Sicherheitskräften "geht es jetzt darum, die Demonstranten aufzuhalten, ohne sich den Zorn der Straße zuzuziehen".

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