Irritation um Bin-Laden-Witwen

Islamabad/Washington. Sie gelten als wichtige Zeuginnen, doch tagelang sperrten sich die Pakistaner gegen die Vernehmung der Bin-Laden-Witwen durch den US-Geheimdienst. Nun gebe es eine Vereinbarung, dass US-Beamte die Frauen persönlich vernehmen und nicht nur Fragen einreichen dürfen, berichtete der Sender CBS

 Eine pakistanische Frau liest in einer Zeitung, in der der Reisepass von Amal Ahmed al-Sadah, Osama bin Ladens fünfter Frau, abgedruckt ist. Foto: dpa

Eine pakistanische Frau liest in einer Zeitung, in der der Reisepass von Amal Ahmed al-Sadah, Osama bin Ladens fünfter Frau, abgedruckt ist. Foto: dpa

Islamabad/Washington. Sie gelten als wichtige Zeuginnen, doch tagelang sperrten sich die Pakistaner gegen die Vernehmung der Bin-Laden-Witwen durch den US-Geheimdienst. Nun gebe es eine Vereinbarung, dass US-Beamte die Frauen persönlich vernehmen und nicht nur Fragen einreichen dürfen, berichtete der Sender CBS. Dagegen erklärten pakistanische Regierungsstellen, es sei noch nichts entschieden. "Die USA haben bislang nicht offiziell beantragt, Zugang zu Bin Ladens Witwen zu bekommen", sagte Außen-Staatssekretär Salman Bashir gestern in Islamabad. "Wir werden das Thema erwägen, wenn sie einen formalen Antrag stellen."Bei der Erstürmung des Bin-Laden-Anwesens in der Garnisonsstadt Abbottabad soll US-Präsident Barack Obama auch eine Konfrontation mit pakistanischen Sicherheitskräften in Kauf genommen haben. Er habe darauf bestanden, dass das Spezialkommando groß genug sein müsse, um sich zur Not den Weg aus Pakistan freikämpfen zu können, berichtete die "New York Times" unter Berufung auf hohe Regierungsbeamte und Militärs. Sie sollten Zusammenstöße vermeiden. Aber wenn sie hätten zurückschießen müssen, um herauszukommen, hätten sie die Erlaubnis dazu gehabt.

Der britische "Guardian" berichtete unterdessen von einer geheimen Absprache, wonach die USA das Recht gehabt hätten, den Topterroristen und die Nummer zwei und drei der Al-Qaida in Pakistan eigenmächtig zu verfolgen. Teil der Übereinkunft, die US-Präsident George W. Bush und Pakistans Militärmachthaber Pervez Musharraf nach der Flucht Bin Ladens aus Afghanistan Ende 2001 getroffen haben sollen, sei gewesen, dass die pakistanische Regierung nach einer entsprechenden Operation vehement dagegen protestieren würde.

Der "Guardian" zitiert eine hochrangige pakistanische Quelle, wonach die pakistanische Armee das Abkommen im Februar 2008 erneuert habe. Damals war Musharraf noch Präsident, aber eine zivile Regierung war bereits gewählt. "Was unsere amerikanischen Freunde angeht, so haben sie das Abkommen nur umgesetzt", sagt der Pakistaner. Ein mit dem Fall vertrauter Amerikaner meint nach Angaben des Blattes, die pakistanischen Proteste seien nur das "öffentliche Gesicht" der Vereinbarung. "Wir wussten, dass sie diese Sache dementieren würden."

Pakistans Premierminister Yousaf Raza Gilani hatte am Montag vor dem Parlament kritisiert, dass die US-Operation ohne Rücksprache mit den Pakistanern abgelaufen sei. Er warnte vor weiteren Alleingängen dieser Art. Sollten strategisch wichtige Einrichtungen (wie etwa die Atomwaffen) ins Visier geraten, habe Pakistan das Recht, "mit aller Macht zurückzuschlagen". "Niemand sollte die Entschlossenheit und die Fähigkeiten der Nation und der Streitkräfte unterschätzen, unsere Heimat zu verteidigen."

 Eine pakistanische Frau liest in einer Zeitung, in der der Reisepass von Amal Ahmed al-Sadah, Osama bin Ladens fünfter Frau, abgedruckt ist. Foto: dpa

Eine pakistanische Frau liest in einer Zeitung, in der der Reisepass von Amal Ahmed al-Sadah, Osama bin Ladens fünfter Frau, abgedruckt ist. Foto: dpa

Die Witwen Bin Ladens, die bei der Erstürmung von Bin Ladens Anwesen festgenommen wurden, werden derzeit vom pakistanischen Geheimdienst ISI verhört. Zwei der Frauen stammen nach pakistanischen Angaben aus Saudi-Arabien, die dritte aus dem Jemen. Die Regierung in Islamabad bemüht sich, die Witwen und ihre Kinder in ihre Heimatländer zurückzuführen. dpa

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