Iran hofft auf Aufschwung nach Atom-Deal

Teheran · Das Abkommen mit dem Iran steht. Jetzt muss das Land liefern. In wenigen Wochen sollen die Weichen gestellt sein, verspricht Teheran. Die Nachbarstaaten und die Republikaner im US-Kongress haben da ihre Zweifel.

Nach der historischen Einigung zum iranischen Atomprogramm richten sich die Augen nun auf die Umsetzung des Abkommens. "Wir werden Maßnahmen ergreifen, und sie werden ihren Teil erledigen", sagte Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif gestern nach seiner Rückkehr nach Teheran über die Verhandlungspartner der fünf UN-Vetomächte und Deutschland. Der Prozess werde "rund vier Monate dauern". Mit Blick auf die lautstarke Kritik von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte Sarif, dieser mache "viel Wirbel", weil der Iran die Aufhebung der Sanktionen erreicht und eine "konstruierte Krise" verhindert habe.

In Teheran waren am Dienstagabend aus Freude über das Atomabkommen zahlreiche Iraner auf die Straße gegangen. Sie riefen Sarifs Namen, tanzten und sangen. Die Presse begrüßte das Abkommen als Schritt zur Beendigung der Isolation, auch wenn die ersten Sanktionen erst Anfang 2016 fallen dürften. "Iran-Belagerung durchbrochen", titelte die Zeitung "Ghanun". "Donja-ye Eghtesad" schrieb, der Iran habe "das Post-Sanktions-Zeitalter" erreicht. Viele Iraner hoffen auf eine Belebung der Wirtschaft, wenn die schmerzhaften Finanz- und Handelssanktionen aufgehoben werden, die im Konflikt um das iranische Atomprogramm verhängt wurden.

Viele westliche Firmen stehen bereits in den Startlöchern, um ihre Geschäfte mit dem Iran wieder aufzunehmen. Als erster hochrangiger westlicher Politiker reist am Sonntag Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel nach Teheran . Beim zweitägigen Staatsbesuch werde der Vizekanzler von einer kleinen Wirtschafts- und Wissenschaftsdelegation begleitet, teilte sein Ministerium mit. Der Handel zwischen dem Iran und Deutschland war laut dem Ministerium infolge der Sanktionen von 4,7 Milliarden im Jahr 2010 auf 2,1 Milliarden im Jahr 2013 zurückgegangen. Auch Frankreichs Außenminister Laurent Fabius will schon bald nach Teheran reisen.

Während das Abkommen im Iran bejubelt wurde, stieß es bei den arabischen Golfstaaten auf Skepsis und in Israel auf offene Ablehnung. Netanjahu bezeichnete das Abkommen als "historischen Fehler für die Welt" und sagte, Israel fühle sich nicht an den Deal gebunden, "weil der Iran weiterhin unsere Zerstörung anstrebt". Im US-Kongress kann Netanjahu bei den oppositionellen Republikanern auf Unterstützung hoffen. Der Kongress hat 60 Tage, um das Abkommen zu prüfen und über die Aufhebung der US-Sanktionen zu entscheiden. Die US-Regierung warb nach der Einigung in Wien intensiv für das Abkommen. US-Präsident Barack Obama telefonierte mit Netanjahu sowie Saudi-Arabiens König Salman, um sie von der Übereinkunft zu überzeugen.

Das Abkommen sieht vor, dass der Iran für zehn bis 15 Jahre seine Urananreicherung deutlich einschränkt und umfassende Kontrollen seiner Atomanlagen zulässt. Im Gegenzug werden die internationalen Sanktionen aufgehoben.

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