Innenminister nennt Bedrohungslage „ernst“

Hannover/Mainz/Saarbrücken · Nach der Absage des Länderspiels Deutschland-Holland wegen einer Anschlags-Warnung bleibt die Terror-Nervosität in Deutschland hoch. Innenminister de Maizière nannte die Bedrohungslage „wirklich ernst“.

Einen Tag nach der kurzfristigen Absage des Länderspiels Deutschland-Niederlande wegen angeblicher Terror-Gefahr haben Bundesregierung und Sicherheitsbehörden die Entscheidung verteidigt. Der Chef des Bundeskriminalamtes, Holger Münch, sagte bei der BKA-Herbsttagung in Mainz: "Diese Absage war unvermeidlich, weil es einen ernst zu nehmenden Hinweis auf einen geplanten Anschlag gegeben hat." Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU ) bekräftigte, die Sicherheitsbehörden hätten eine verantwortliche Entscheidung getroffen. Nähere Angaben über die Art der Drohung machten deutsche Behörden allerdings auch gestern nicht. Den Ermittlern fielen bislang auch weder Verdächtige noch Sprengstoff in die Hände.

Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD ), betonte, die Bedrohung in Hannover sei "sehr isoliert" gewesen. Konkrete Terrorhinweise für andere Orte gebe es nicht. Dies bestätigte gestern auch Innenminister Klaus Bouillon (CDU ) gegenüber der SZ für das Saarland.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU ) nannte die Bedrohungslage für Europa und Deutschland aber "ernst - wirklich ernst". Die Attacken in Paris, bei denen am Freitag 129 Menschen starben, seien offenbar Teil der ersten koordinierten Anschlagsserie der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf dem Kontinent gewesen.

Seit Freitag rufen deutschsprachige Dschihadisten aus Syrien und dem Irak nach Beobachtungen des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes vermehrt zu Anschlägen in Deutschland auf. Solche Aufrufe würden von den Sicherheitsbehörden "sehr ernst genommen", erklärte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD ).

Wie die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf hochrangige Sicherheitskreise berichtet, hat sich die Zahl der deutschen Salafisten innerhalb eines Jahres von 7500 auf 9000 bis 10 000 erhöht. Es seien mehr als 850 Deutsche in den "Heiligen Krieg" nach Syrien und in den Irak gezogen - 250 bis 300 zurück nach Deutschland gekommen. Die Bundesanwaltschaft führt derzeit 68 Ermittlungs- und Strafvorgänge gegen insgesamt 106 mutmaßliche Islamisten und Kriegs-Rückkehrer, wie die Behörde mitteilte. Ende 2014 waren es 46 Verfahren mit 83 Beschuldigten. > , Interview, : Meinung

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