Jeder vierte Ruheständler betroffen Warum Rentner immer mehr Steuern zahlen müssen

Berlin · Von den derzeit insgesamt rund 21,2 Millionen Rentnern in Deutschland musste im Jahr 2015 mehr als jeder Vierte Einkommensteuer ans Finanzamt abführen. Insgesamt waren das 5,8 Millionen Ruheständler, wie das Statistische Bundesamt jetzt in einer aktuellen Datenübersicht mitteilte.

Und in Zukunft wird die Zahl der steuerpflichtigen Rentner weiter steigen. Dazu die wichtigsten Fakten und Hintergründe:

Warum zahlen immer mehr Rentner Steuern?

Die Ursache ist ein vom Bundesverfassungsgericht angemahnter Systemwechsel, der seit 2005 stufenweise bis zum Jahr 2040 umgesetzt wird. Im Kern handelt es sich um den Übergang von einer vorgelagerten zu einer nachgelagerten Besteuerung. Das bedeutet: Die Rentenbeiträge der Beschäftigten werden schrittweise steuerfrei gestellt. Im Gegenzug werden die Auszahlungen im Rentenalter zunehmend steuerlich belastet. Grundsätzlich gilt: Je später die Rente beginnt, desto höher ist der besteuerte Anteil der Bruttorente.

Ist das Verfahren ein Grund zum Ärgernis?

Nein. Nach Einschätzung der Deutschen Rentenversicherung ist die nachgelagerte Rentenbesteuerung in der Regel sogar von Vorteil. Denn mit den Aufwendungen für die Altersvorsorge kann die Steuerbelastung während der Berufszeit deutlich abgemildert werden. Dagegen seien die Bezüge im Alter geringer und damit auch die Steuerlast. Ende 2018 betrug der durchschnittliche Zahlbetrag der gesetzlichen Altersente – hier sind die Beiträge zu Kranken- und Pflegeversicherung schon abgezogen – pro Monat 1219 Euro. Das ist eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um drei Prozent.

Wer muss wie viel versteuern?

Wer bis 2005 in Rente gegangen ist, muss 50 Prozent seiner Rente versteuern. Bei einer Person, die 2019 in Rente geht, sind es bereits 78 Prozent. Heißt im Umkehrschluss: Nur 22 Prozent der Rente sind hier noch steuerfrei. Dieser persönliche Rentenfreibetrag bleibt auch trotz der jährlichen Rentenerhöhungen fix. Für Neurentner wird der steuerfreie Anteil ihrer Rente in Zukunft immer kleiner. Von 2040 an unterliegt sie der vollen Besteuerung.

Wann kommt es zur Steuerpflicht für Ruheständler?

Rentner sind in Deutschland grundsätzlich zur Abgabe einer Steuererklärung angehalten, wenn der steuerpflichtige Teil ihrer Jahresbruttorente den sogenannten Grundfreibetrag, also das einkommensteuerliche Existenzminim übersteigt. Wer darunter bleibt und keine anderen Einkünfte hat, zahlt auch keine Steuern. Wer zum Beispiel 2018 in Rente ging, muss 76 Prozent seiner Rente versteuern. Bei einer Jahresbruttorente von angenommen 12 000 Euro wären das 9120 Euro. Wegen des aktuell geltenden Grundfreibetrags in Höhe von 9168 Euro fallen 2019 keine Steuern auf diese Rente an.

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