Antisemit und selbst erklärter „Verlierer“ Terrorist Stephan B. wollte so viele Juden wie möglich töten

Berlin · Einer der ersten Sätze, mit denen sich der mutmaßliche Rechtsterrorist Stephan B. der Weltöffentlichkeit vorstellt, lautet: „Scheiß drauf.“ Es ist ein verstörendes, grausames Video, das der Tatverdächtige von Halle live im Internet übertrug.

Aber es ist – so wird man es auch sehen müssen – ebenso ein Dokument seines umfassenden Scheiterns. Erst kann B. seine Helmkamera nicht bedienen, dann schafft er es nicht, die Tür der Synagoge aufzubrechen. Seine Waffen haben Ladehemmung, immer wieder flucht er, sagt „Verkackt“, „Fuck“, „Scheiße“, „Mist“. Er nennt sich einen „Versager“, einen „kompletten Verlierer“.

B. wird 1992 in der Nähe der Lutherstadt Eisleben geboren. Sein Vater sagte der Bild-Zeitung, sein Sohn sei ein Eigenbrötler: „Er war weder mit sich noch mit der Welt im Reinen, gab immer allen anderen die Schuld.“ Bild berichtet, B. habe in Halle Chemie studiert, aber nach zwei Semestern abgebrochen. Von Verstößen gegen das Gesetz wussten die Behörden bis jetzt nichts, weder in seiner Jugend noch als Erwachsener. Mit vier Kilo Sprengstoff, mit selbstgebastelten Maschinenpistolen und Schrotflinten fuhr B. am Mittwoch zum Ziel seines Anschlags.

So zusammengewürfelt wie sein Waffenarsenal ist auch B.s Weltbild. In einem elf Seiten langen „Manifest“, das er vor der Tat veröffentlichte, legt er seine Gedanken dar – auf Englisch, um möglichst viel Verbreitung zu erlangen.

In dem Dokument wimmelt es von antisemitischen Begriffen. B. spricht etwa von einer „zionistisch besetzten Regierung“ – ein klassischer judenfeindlicher Begriff aus der rechtsextremen Szene. Eigentlich habe er zunächst eine Moschee oder ein Antifa-Zentrum attackieren wollen, schreibt B., habe sich aber dann entschieden, doch lieber so viele Juden wie möglich zu töten. Im Video seiner Tat nennt sich B. „Anon“. Er leugnet den Holocaust, wütet gegen den Feminismus – und bezeichnet „den Juden“ als Wurzel allen Übels.

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