Nach Stiko-Empfehlung Wirbel um Zweitimpfung – so geht es mit Astrazeneca weiter

Berlin/Düsseldorf · Ab sofort sollen Bürger, die als erste Dosis das britische Vakzin erhalten haben, als zweites Biontech oder Moderna bekommen. Das sorgte für Überraschung.

 Die Stiko hat ihre Empfehlung für Astrazeneca erneut geändert.

Die Stiko hat ihre Empfehlung für Astrazeneca erneut geändert.

Foto: dpa/Matthias Bein

Die Länder haben entschieden, die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) sofort umzusetzen. Die Stiko hatte am Donnerstag empfohlen, dass nach einer ersten Dosis Astrazeneca als zweite Dosis ein mRNA-Impfstoff (Biontech oder Moderna) gegeben werden soll. Eine derartige Kombination sei nach wissenschaftlichen Erkenntnissen „besonders wirksam“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nach Beratungen mit den Länderministern. Sie biete einen „sehr, sehr hohen Impfschutz“. Die Kreuzimpfung sei prinzipiell ab sofort möglich – je nach Verfügbarkeit der Impfstoffe. Das wirft viele Fragen auf.

Wie wird die Entscheidung der Stiko bewertet?

„Ich halte die Entscheidung der Ständigen Impfkommission für richtig und medizinisch geboten“, sagt SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Die Kreuzimpfung sei „vergleichbar hoch wie die einer reinen Impfung mit Biontech oder Moderna. Damit wird der Astrazeneca-Impfstoff aufgewertet und kann für die Erstimpfungen der Älteren als wichtiges Instrument der Pandemiebekämpfung eingesetzt werden.“ Er werbe dafür, sich für eine Kreuzimpfung zu entscheiden. Verärgert sind Politiker und Experten aber über den überraschenden Vorstoß der Stiko. „Die Empfehlung der Stiko, die auch noch nicht endgültig feststeht, kommt für die Impfzentren wie für die niedergelassenen Ärzte sehr überraschend“, sagte ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Westfalen-Lippe.

Was sollen Patienten tun, die in den nächsten Tagen beim Hausarzt einen Zweitimpfungs-Termin mit Astrazeneca haben?

Die KV Westfalen-Lippe rät, dass Betroffene sich mit ihrem Arzt in Verbindung setzen sollen. Mit der Praxis könne geklärt werden, ob ein mRNA-Impfstoff eingesetzt werden soll, ob in der kommenden Woche bereits genügend Impfstoff in der Praxis ist, oder ob eine Terminverschiebung ratsam ist.

Erlaubt die Impfstoff-Lage den spontanen Wechsel?

Kommende Woche könnte es Probleme geben, denn die niedergelassenen Ärzte mussten ihre Bestellung bereits vor drei Tagen aufgeben. „Natürlich auch mit einem entsprechenden Anteil an Astrazeneca für Erst- wie Zweitimpfungen“, sagte der KV-Sprecher. „Es kann damit in der nächsten Woche zu Engpässen bei der Umstellung der Zweitimpfungen auf mRNA-Impfstoffe kommen.“ Insgesamt bessert sich indes die Liefersituation. Ab 12. Juli könnten Hausärzte bundesweit bis zu 3,4 Millionen Impfdosen bestellen.

Was ist mit Impfzentren?

Wer in den nächsten Tagen einen Zweitimpfungs-Termin für Astrazeneca im Impfzentrum hat, bekommt dann entweder einen mRNA-Impfstoff zur Verfügung gestellt oder kann versuchen, seinen Termin umzubuchen. Teilweise sind die Impfzentren gut mit Biontech bevorratet.

Kann man weiter zweimal Astrazeneca nehmen?

Ja. „Eine Zweitimpfung mit Astrazeneca ist weiterhin möglich und in keiner Weise schädlich oder über­flüssig. Sie stellt den vollständigen Impfschutz her, der nach aller medizinischen Erfahrung ausreichend ist“, sagte der KV-Sprecher weiter.

Was machen die, die bereits zweimal Astrazeneca bekommen haben?

Für sie ändert sich nichts, und sie müssen sich auch keine Sorgen machen. Auch wenn der britische Impfstoff wirksamer ist, wenn er als Kreuzimpfung gegeben wird, so ist doch auch eine doppelte Impfung Astrazeneca wirksam. Nach der Studie der britischen Gesundheitsbehörde Public Health England schützt das Vakzin von Astrazeneca bei der Delta-Variante zu 92 Prozent vor schweren Verläufen. Der Schutz vor einer Ansteckung mit Delta an sich liegt bei 64 Prozent. Beim Ursprungsvirus waren es 80 Prozent.

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