Boom bei Schülerzahlen Wir werden 8 260 000

Gütersloh/Saarbrücken · Jahrelang hieß es, die Schülerzahlen sinken. Doch jetzt sagt eine Studie einen Boom voraus. Was tun?

 Entwicklung der Schülerzahlen in Deutschland

Entwicklung der Schülerzahlen in Deutschland

Foto: SZ/Astrid Müller

(dpa/SZ) Mehr Babys sind zwar gut für Deutschland, dennoch warnen Forscher vor den Folgen. Nach einer neuen Studie der Bertelsmann-Stiftung steigen die Schülerzahlen in Deutschland bis zum Jahr 2030 viel stärker an als bislang angenommen. Das bedeutet zusätzliche Kosten, auch für klamme Länder wie das Saarland. Hier die wichtigsten Fakten zum nahenden Schüler-Boom:

Was ist das Problem?

Laut Studienautor Dirk Zorn beruht die offizielle Schülerprognose der Kultusministerkonferenz noch auf Zahlen aus dem Jahr 2012. „Seitdem sind aber zwei Dinge passiert: Fünfmal in Folge ist die Zahl der Geburten gestiegen und wir hatten deutlich höhere Zuwanderungszahlen als erwartet“, sagt der Autor. Also gelten die alten Zahlen so nicht mehr.

Warum warnt die Bertelsmann-Stiftung?

Ein Umsteuern im Schulsystem braucht erheblichen zeitlichen Vorlauf. Experten gehen in der Regel von rund sieben Jahren aus, um reagieren zu können. „Das gilt für zusätzliche Lehrkräfte genauso wie für neue Schulgebäude. Die veränderte demografische Entwicklung mit ihren Folgen für die Schülerzahlen muss deshalb jetzt auf die politische Agenda“, sagt Zorn.

Welche Zahlen nennt die Studie?

Beim Abgleich der bisherigen Prognose der KMK und der neuen Zahlen ergeben sich große Differenzen. Demnach gibt es im Jahr 2020 mit 7,87 Millionen Schülern im Gegensatz zur alten Prognose ein Plus von 470­000. 2025 steigt die Schülerzahl demnach auf 8,26 Millionen an, die Lücke in der Prognose wächst auf eine Million an. 2030 würde es laut Studie 8,59 Millionen Schüler geben. Der Schülerzuwachs trifft vor allem Grundschulen und die ersten Jahre der weiterführenden Schulen (Sekundarstufe I). In den Oberstufen (Sekundarstufe II) gehen die Zahlen bis 2030 vorerst zurück.

Trifft das Problem alle Bundesländer und Kommunen gleich?

Nein, es gibt starke regionale Unterschiede. Ländliche Bereiche sind weniger betroffen als Großstädte und Metropolen. „Hier helfen den Verantwortlichen bei der Planung nur regelmäßig aktualisierte Vorausschätzungen auf kommunaler Ebene“, sagt Zorn.

Wie sieht es im Saarland aus?

Wie heftig der Schüler-Boom speziell das Saarland treffen wird, haben die Autoren der Bertelsmann-Studie nicht errechnet. Auswirkungen durch steigende Geburtenraten und Zuwanderung sehen sie aber bundesweit – und das saarländische Bildungsministerium zeigt sich vorbereitet. „Die Zahlen überraschen uns nicht“, sagte ein Sprecher gestern der Saarbrücker Zeitung. Auch in einer eigenen Prognose rechne das Ministerium mit einem Anstieg der Schülerzahlen, von derzeit 91 377 Schülern an allgemeinbildenden Schulen auf 98 000 in acht Jahren. Das Land habe die „notwendige Flexibilisierung im Haushalt“ getroffen, um bei Bedarf zusätzliche Lehrer einstellen zu können. Auf „wachsende Raumbedarfe“ könne ebenfalls reagiert werden. Zudem werde auch dem Lehrermangel bereits entgegengewirkt (siehe Infokasten). 

Wie hat die Studie gerechnet?

Sie haben die aktuellsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes (2015) mit noch aktuelleren des Babynahrung-Herstellers Milupa genutzt. Das Unternehmen verfügt über Geburtenzahlen aller deutschen Geburtsstationen des Jahres 2016.

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