FDP und Grüne zu Laschet-Wahl Zwischen Euphorie und freundlicher Distanz

Berlin · Der neue CDU-Chef steht fest – und die künftige Koalitionsfrage sofort im Raum. Liberale und Grüne reagieren erstmal unterschiedlich auf Laschet.

 FDP-Chef Christian Lindner (li.) glaubt, dass sich das Verhältnis zur CDU unter Armin Laschet (M.) „weiter verbessern“ wird. Derweil ist Grünen-Chef Robert Habeck reservierter.

FDP-Chef Christian Lindner (li.) glaubt, dass sich das Verhältnis zur CDU unter Armin Laschet (M.) „weiter verbessern“ wird. Derweil ist Grünen-Chef Robert Habeck reservierter.

Foto: Kay Nietfeld/dpa/Kay Nietfeld

Schwarz-Grün, Schwarz-Gelb oder Schwarz-Gelb-Grün? Die Wahl von Armin Laschet zum neuen CDU-Vorsitzenden beflügelt auch die Gedankenspiele über eine künftige Koalition im Bund. Sowohl die FDP als auch die Grünen können gut mit Laschet leben. Aber für die potenziellen Partner gibt es auch politische Tücken.

Bei den Liberalen ist die Freude über Laschets Wahl beinahe schon euphorisch. Durch die Entscheidung werde sich das Verhältnis zwischen beiden Parteien „weiter verbessern“, schwärmte der Chef-Liberale Christian Lindner in einer ersten Reaktion. Parteigeneralsekretär Volker Wissing glaubte gar, „ein Signal für eine mögliche Zusammenarbeit zwischen Union und FDP im Bund“ zu hören.

Bereits seit längerer Zeit sind die Liberalen nur noch ein Schatten ihrer selbst. Lediglich in drei Bundesländern sitzen sie noch mit am Kabinettstisch. Darunter in Nordrhein-Westfalen, wo Laschet einem klassischen schwarz-gelben Bündnis vorsteht – dem einzigen auf Landesebene. Es wurde vor rund vier Jahren geschmiedet, und Lindner war daran maßgeblich mitbeteiligt. Das verbindet. Laschet würde die Liberalen jedenfalls kaum so stiefmütterlich behandeln, wie das bei Kanzlerin Angela Merkel (CDU) immer wieder der Fall war. Oder gar als „unsicheren Kantonisten“ bezeichnen, wie es der im CDU-Rennen unterlegene Kandidat Norbert Röttgen getan hatte. Und Spielraum für eine Wirtschafts- und Finanzpolitik mit liberaler Handschrift wäre wohl ebenfalls gegeben. Da liegt es auf der Hand, dass man sich den neuen Vorsitzenden der CDU in der FDP-Führungsetage natürlich auch als Kanzlerkandidaten der Union wünscht.

Nach Einschätzung des Berliner Politikforschers Gero Neugebauer brächte ein allzu offenkundiger Schmusekurs der Liberalen gegenüber der Union im Wahlkampf aber auch Gefahren mit sich. „Zu viel Nähe zu Laschet würde der FDP schaden, denn dann stellt sich die Frage, warum man sie überhaupt wählen soll“, sagte der Politologe im Gespräch mit unserer Redaktion.

Freundlich, aber distanziert. So lässt sich dagegen die Haltung der Grünen zu Laschet charakterisieren. Parteichef Robert Habeck lobte am Montag noch einmal dessen Parteitagsauftritt von Samstag („eine sehr gute Rede“), relativierte das Lob jedoch zugleich mit der Bemerkung, dass da viel zu wenig Zukunft drin gesteckt habe und Laschet sogar ein „Bremser“ vor allem in Sachen Klimaschutz sei. Womit auch schon die grüne Stoßrichtung formuliert wäre. Laschet gilt der Partei als Repräsentant einer veralteten Industriepolitik. „Das macht es für die Grünen leichter, sich im Wahlkampf gegen die CDU zu profilieren“, meinte Politologe Neugebauer. Zentrales Beispiel sei die Energiepolitik. So hätten die Grünen den Umbau in den rheinischen Kohlrevieren immer wieder als zu langsam kritisiert.

Im Kampf um Wählerstimmen wird allerdings auch eine Rolle spielen, dass Laschet bei der Politik der scheidenden, aber immer noch sehr beliebten Kanzlerin auf Kontinuität setzt. „Das ist nicht gerade bequem für die Grünen, weil Laschet damit Merkel-Wähler anspricht, anstatt sie zu den Grünen zu treiben, wie das bei der Wahl von Friedrich Merz zum CDU-Chef der Fall gewesen wäre“, erklärte Neugebauer.

 Armin Laschet, neuer CDU-Vorsitzender.

Armin Laschet, neuer CDU-Vorsitzender.

Foto: dpa/Henning Kaiser
 Robert Habeck, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen

Robert Habeck, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen

Foto: dpa/Kay Nietfeld

So betrachtet müsste den Grünen eine Kanzlerkandidatur von Markus Söder (CSU) eigentlich mehr entgegenkommen. Der Bajuware steht weniger im Ruf, mit Merkel verbandelt zu sein, und sein Herz für den Klimaschutz hatte er zuletzt irgendwie auch entdeckt.

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