Wegen Corona Wie Mitterteich mit der Ausgangssperre zurechtkommt

Mitterteich · Auf diese Berühmtheit hätte Mitterteich gern verzichtet: In dem Städtchen in der Oberpfalz, unweit der tschechischen Grenze, gilt die bundesweit erste Ausgangssperre wegen der Coronakrise. Als am Donnerstag die Frühlingssonne aufgeht, wird der Ausnahmezustand in den Straßen rund um die katholische Pfarrkirche St. Jakob aus dem Jahr 1890 praktisch erkennbar.

Polizisten kontrollieren die Hauptzufahrtsstraßen. Anders als manche Passanten tragen sie noch keinen Atemschutz. Wer nicht in der 6500-Einwohner-Stadt wohnt oder etwas anliefert, muss draußen bleiben. Berufstätige dürfen zur Arbeit, andere zum Einkaufen. Schulen und Kindergärten haben zu. Auch das Rathaus. Nach Ansicht der Polizei funktioniert die Ausgangssperre. Nur vereinzelt hätten Menschen belehrt werden müssen. Letztlich sei Eigenverantwortung gefragt.

Bis Mittwoch waren im umliegenden Landkreis Tirschenreuth 47 Corona-Infizierte registriert, 25 davon in Mitterteich. 15 Patienten sind im Krankenhaus. Fünf mussten beatmet werden. Als Grund für die starke Ausbreitung vor Ort geistert ein Starkbierfest durchs Land. Bürgermeister Roland Grillmeier ist davon nicht überzeugt: Er kenne die Hälfte der Patienten, und seines Wissens habe keiner davon das Fest besucht. Ein Krisenstab versucht nun, die Infektionsketten nachzuvollziehen.

Die Parkplätze am Marktplatz in Mitterteich sind fast leer. Aus einem Fenster im ersten Stock eines Wohnhauses beobachtet ein Mädchen ein Kamerateam. In der Metzgerei gegenüber der Kirche ist ein Kommen und Gehen. Es kämen aber viel weniger Kunden als sonst um diese Zeit, sagt Eva-Maria Grillmeier, Ehefrau des Inhabers.

Am Mittag ist Mitterteich dann nicht mehr allein mit der Ausgangssperre. Auch in zwei nahe gelegenen Kommunen im Landkreis Wunsiedel dürfen die Menschen nur noch mit triftigen Gründen das Haus verlassen. „Die Fallzahlen sind dort auffällig schnell und stark gestiegen“, heißt es aus dem Landratsamt. 1450 Einwohner sind in Hohenberg an der Eger und im Ortsteil Neuhaus von der Ausgangssperre betroffen.

In Mitterteich legen sich die Leute wie anderswo in Deutschland nun Vorräte an, berichtet Metzgerei-Verkäuferin Grillmeier. An der Theke halten die Kunden Abstand vonei­nander. Die Warteschlange reicht bis zur Tür hinaus.

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