Schlussspurt im Bundestagswahlkampf Wie lief der Wahlkampf für Baerbock, Laschet und Scholz?

Berlin · Der Wahlkampf neigt sich dem Ende zu. Nur noch wenige Tage sind

SPD-Kandidat Olaf Scholz, Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock und CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet (von links nach rechts) vor dem Start des dritten TV-Triells am vergangenen Wochenende.

SPD-Kandidat Olaf Scholz, Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock und CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet (von links nach rechts) vor dem Start des dritten TV-Triells am vergangenen Wochenende.

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Armin Laschet

Der Unions-Kanzlerkandidat holt sich auf den letzten Metern des Wahlkampfs äußerst prominente Unterstützung: Kanzlerin Angela Merkel unterstützt den CDU-Vorsitzenden in der letzten Woche des Wahlkampfs gleich dreimal  - zweimal sogar mit Heimatbezug. Am Dienstag besucht Laschet Merkel in ihrem bisherigen Wahlkreis in Stralsund - und am Samstag revanchiert sich die Kanzlerin mit einem Besuch in Laschets Heimatstadt Aachen.

Der NRW-Ministerpräsident kann den Rückenwind brauchen. Glaubt man den Umfragen, so liegt er wenige Tage vor der Bundestagswahl hinter dem SPD-Kandidaten Olaf Scholz auf dem zweiten Platz. Die Umfragen sagen aber auch: Laschet konnte in den vergangenen Tagen ein wenig Boden gutmachen, denTrend nach unten stoppen. Die Union legt wieder ein wenig zu. Dennoch: Hätte man Laschet im Frühsommer gesagt, dass er eine Woche vor der Wahl nur um die 20 Prozent in den Umfragen erreicht, hätte er das vermutlich lachend abgetan.

Das Jahr startet für Laschet eigentlich nach Maß: Im Januar eroberte er vor Friedrich Merz und Norbert Röttgen mit einer starken Rede im Schlussspurt den CDU-Vorsitz. Im April sicherte er sich in einem erbitterten Machtkampf mit CSU-Chef Markus Söder die Unions-Kanzlerkandidatur. Eine Zeitlang sieht es so aus, als liefe alles glatt bei der Mission, das Kanzleramt von Merkel nahtlos zu übernehmen. CDU-Verluste bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz im März gingen noch nicht auf sein Konto als Parteivorsitzender. In Sachsen-Anhalt fuhr die CDU dagegen im Juni einen deutlichen Sieg ein, der in den Umfragen so nicht prognostiziert worden war.

Die Union stellt im Frühsommer ein gemeinsames Wahlprogramm vor, Söder und Laschet treten gemeinsam in Berlin auf. Ein wenig Versöhnung, so scheint es. Man diskutiert unionsintern nur ein wenig über Steuerentlastungen. Doch dann kommt die Flut. Laschet ist als NRW-Landesvater überall im Flutgebiet unterwegs, hört zu, organisiert, tröstet. Ausgerechnet in diesen Tagen passiert ihm der größte Patzer im Wahlkampf. Ein herzhaftes Lachen, während der Bundespräsident vor Kameras über die Dramatik der Katastrophe spricht. Laschet entschuldigt sich, bereut diesen kurzen Aussetzer sehr. Ungeschehen kann er ihn allerdings nicht mehr machen.

Ab diesem Zeitpunkt geht es für den Kandidaten auf eine Talfahrt, Störfeuer kommen aus München, es wirkt, als hätte der Unionskandidat Sicherheit und Selbstbewusstsein verloren. Der 60 Jahre alte Aachener wirkt angefasst, ist in der Defensive. Die Kritik an ihm unionsintern wächst. Mit dem Desaster in Afghanistan gerät obendrein die Union als Regierungspartei in schwereres Fahrwasser. Es gibt massive Zweifel an Laschets Wahlkampfführung. Vieles wirkt wenig durchdacht, manches - wie die Präsentation eines Zukunftsteams - überhastet. Die Umfrage sinken dramatisch in den Keller.

Mit dem ersten TV-Dreikampf kämpft sich Laschet ein wenig zurück, er zeigt Angriffslust, hat mit der Warnung vor einer Rot-grün-roten Regierung ein Thema gefunden, an dem er sich abarbeiten kann. Die internen Kritiker werden etwas leiser, ein Auftritt beim CSU-Parteitag in Nürnberg kann Laschet als Erfolg verbuchen. Sollte er mit der zweiten Luft den ersten Platz am Wahlabend erringen können, darf er sich der Anerkennung der gesamten Union sicher sein. Auf dem zweiten Rang wird es für ihn allerdings auch innerparteilich eng, die nötige Autorität in die Waagschale zu werfen. (mün)

(mün, hom, tb)
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