Unveröffentlichte IW-Arbeitnehmerumfrage Wie für Beschäftigte in Deutschland ein attraktiver Arbeitsplatz aussieht

Exklusiv | Berlin · Beschäftigten in Deutschland ist ein sicherer Arbeitsplatz und die Möglichkeit, sich selbst im Job gut einbringen zu können wichtiger als Vergütungsaspekte oder Karrierechancen. Eine Studie birgt weitere Überraschungen.

 Für Frauen im Job sind kurze Pendelzeiten deutlich wichtiger als für Männer.

Für Frauen im Job sind kurze Pendelzeiten deutlich wichtiger als für Männer.

Foto: dpa/Marijan Murat

Eine tarifvertragliche oder leistungsabhängige bessere Bezahlung ist für die große Mehrheit der Beschäftigten in Deutschland weniger wichtig als die Arbeitsplatzsicherheit, kurze Arbeitswege und die Möglichkeit, sich selbst im Job mit eigenem Wissen und Können gut einbringen zu können. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Umfrage des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor.

Arbeitsplatzsicherheit für Beschäftigten am wichtigsten

Demnach steht die Arbeitsplatzsicherheit für die Beschäftigten an oberster Stelle: Knapp 96 Prozent der Befragten stufen sie als „wichtig“ oder „sehr wichtig“ ein. 92 Prozent legen zudem Wert darauf, ihre persönlichen Fähigkeiten im Job einbringen zu können und für 90 Prozent sind kurze Pendelzeiten besonders wichtig. Dagegen rangieren die Tarifbindung des Arbeitgebers und die leistungsabhängige Vergütung nur auf Platz sechs und sieben der wichtigsten Merkmale der Arbeitgeberattraktivität: 70 Prozent schätzen die Bindung an Tarifverträge als „wichtig“ oder „sehr wichtig“ ein, 65 Prozent eine Vergütung, die von der eigenen Leistung oder von der Leistung des Teams abhängt.

Das IW stützt sich auf eine eigene, aktuelle Beschäftigtenbefragung bei 5000 Arbeitnehmern. Es weist darauf hin, dass nicht direkt nach der Wichtigkeit des Gehalts gefragt wurde, sondern nach Aspekten der Vergütung wie der Tarifbindung und der leistungsabhängigen Bezahlung. „Eine als besser empfundene Bezahlung ist nach wie vor der häufigste Grund für einen Arbeitgeberwechsel“, schreiben die Forscherinnen Helena Bach und Andrea Hammermann. „Allerdings geht der Trend in der betrieblichen Vergütungspraxis weg von Bestandteilen, die die individuelle Leistung anhand von Zielvereinbarungen honorieren, hin zu Teamanreizen, die neben der Mitarbeiterbindung auch die Kooperationsbereitschaft untereinander fördern“, heißt es in der Studie.

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Worauf Jüngere besonders viel wert legen

Höher als Bezahlungsaspekte stufen die Beschäftigten aber auch eigene Entscheidungsspielräume ein, wenn es um die Attraktivität des Arbeitsplatzes geht. 75 Prozent oder drei Viertel der Befragten fanden dies „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Betriebliche Altersversorgung spielt eine ebenso wichtige Rolle. Dagegen ist die ökologische Orientierung des Arbeitgebers weniger wichtig. Am untersten Ende der Merkmale liegen eigene Karrieremöglichkeiten: Diese stufen nur rund 55 Prozent der Befragten als „wichtig“ oder „sehr wichtig“ ein. Erwartungsgemäß zeigte sich, dass mit 77 Prozent jüngere Beschäftigte unter 30 Jahren deutlich häufiger Wert auf Karrierechancen legen als Kollegen über 55 Jahre (38 Prozent).

„Frauen legen häufiger Wert auf einen sicheren Arbeitsplatz und geringe Fahrtzeiten“, heißt es in der Studie. „Ein plausibler Befund, da Frauen meist einen Großteil der Sorgearbeit leisten und somit besonderen Zeitkonflikten zwischen Beruf und Familie ausgesetzt sind“, schreiben die Autorinnen. „Auffällig ist, dass Frauen stärker nach Jobs suchen, in denen sie ihr Wissen und Können voll einbringen können“, stellen sie fest.

Kurze Pendelzeiten, flexible Homeoffice-Regelungen

„Ein sicherer Job, in dem sich Beschäftigte entfalten können und dafür fair entlohnt werden, ist nach wie vor ein bewährtes Erfolgskonzept“, lautet ihr Resumée. „Auch in Zeiten von Homeoffice bleibt der Standort ein entscheidender Faktor, da kurze Pendelzeiten für den Großteil der Beschäftigten wichtig sind. Denkbar ist, dass flexible Homeoffice-Regelungen dabei helfen können, auch Beschäftigte mit längeren Fahrtwegen zu gewinnen und zu binden“, empfehlen sie Firmen.