Ergebnisse der Weltnaturschutzkonferenz Welche Ergebnisse die Artenschutz-Konferenz in Kunming gebracht hat

Analyse | Berlin · Im südchinesischen Kunming will die Staatengemeinschaft neue Grundlagen für den Kampf gegen das Artensterben legen. Am Ende der Weltnaturkonferenz steht eine Erklärung mit guten, aber vagen Willensbekundungen. Konkrete Schritte sollen folgen. Doch Kritiker erhöhen schon jetzt den Druck.

 Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) vertrat Deutschland virtuell bei der Weltnaturkonferenz im chinesischen Kunming. Ihre Rede hielt sie im Berliner Naturkundemuseum.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) vertrat Deutschland virtuell bei der Weltnaturkonferenz im chinesischen Kunming. Ihre Rede hielt sie im Berliner Naturkundemuseum.

Foto: dpa/Jin Liwang

Was hat es mit der Weltnaturschutzkonferenz auf sich?

Das Zeitfenster des bisherigen Plans der Vereinten Nationen von 2011 bis 2020 zum Erhalt der biologischen Vielfalt ist abgelaufen – das Ziel allerdings weit verfehlt.  Bisher konnte die Weltgemeinschaft den dramatischen Verlust von Arten und Lebensräumen nicht stoppen. Bei der Weltnaturschutzkonferenz (COP15), die in dieser Woche im südchinesischen Kunming stattfand, haben die knapp 200 Vertragsstaaten der UN-Konvention zur biologischen Vielfalt deshalb an neuen Strategien gearbeitet. Pandemiebedingt waren nur Vertreter aus China vor Ort, alle internationalen Teilnehmer waren digital zugeschaltet.

Was wurde bei der Konferenz vereinbart?

Herausgekommen ist die „Erklärung von Kunming“, die Kritiker für zu unkonkret und schwammig halten. Tatsächlich enthält die Erklärung noch keine konkreten, völkerrechtlich bindenden Ziele. Vielmehr wurde ein Entwurf vereinbart, auf dessen Grundlage bei einem Präsenztreffen von 25. April bis 8. Mai ein Rahmenabkommen mit konkreten Zielen verabschiedet werden soll.

Was steht in der Erklärung?

In dem Papier bekunden die Vertragsstaaten den guten Willen zum Erhalt der Biodiversität und der Ökosysteme. Aufgezählt werden die beispiellosen Krisen des Verlusts an Artenvielfalt, des Klimawandels, der Landzerstörung und Wüstenbildung, der Schädigung der Meere und Umweltverschmutzung sowie die wachsenden Gefahren für die menschliche Gesundheit und die Nahrungssicherheit. Mit „großer Sorge“ wird zur Kenntnis genommen, dass diese miteinander zusammenhängenden Krisen eine „existenzielle Bedrohung für unsere Gesellschaft, unsere Kultur, unseren Wohlstand und für unseren Planeten“ darstellen. Es wird betont, dass dringendes Handeln und ein „transformativer Wandel“ in allen Wirtschaftssektoren und allen Teilen der Gesellschaft notwendigen seien. Eine “Kombination von Maßnahmen“ sei erforderlich ist, um den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten und umzukehren.

Wie sind die Reaktionen auf die „Erklärung von Kunming“?

Die Natur- und Artenschutzorganisation WWF Deutschland begrüßt zwar grundsätzlich das allgemeine Amibitionsniveau der Erklärung, da sich die internationale Staatengemeinschaft bisher nicht so klar auf die gemeinsame Ambition verständigt hatte. „Dennoch bleiben die Formulierungen der Erklärung zu blumig und vage. Die Dringlichkeit konkreter Maßnahmen muss noch viel stärker betont werden“, sagte Florian Titze, Experte für internationale Biodiversitätspolitik beim WWF Deutschland unserer Redaktion. Klar definierte Schritte zur Transformation aller Wirtschaftsbereiche seien notwendig, von Landwirtschaft bin zum Finanzsektor. „Es hapert auch noch massiv bei der Finanzierung“, so der WWF-Experte. Es müsse klar benannt werden, woher das Geld kommen solle, wer in der Pflicht sei und welche Akteure man dabei stärker einbinden wolle.

Stellen die Ergebnisse von Kunming einen Fortschritt dar?

Welche Herausforderungen kommen auf die nächste Bundesregierung zu?

Als ersten konkreten Schritt fordert der WWF Deutschland eine  Erhöhung des deutschen Beitrags zum Schutz der globalen Artenvielfalt. „Statt der aktuell rund 800 Millionen Euro fordern wir mindestens zwei Milliarden Euro pro Jahr“, sagte WWF-Experte Titze unserer Redaktion. Zudem brauche es mehr politischen Willen. „Die Stimme Deutschlands wird international sehr respektiert. Aktuell liegt die Priorität sehr stark auf dem Klimaschutz. Das soll auch so bleiben, aber gleichzeitig muss sich die Bundesregierung mit dem gleichen Engagement in den internationalen Verhandlungen für die biologische Vielfalt einsetzen“, betonte Titze weiter.

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