"Weibliches Führungsduo wären ein Gewinn"

Berlin · Über die anhaltende Führungskrise bei den Linken sprach unser Berliner Korrespondent Stefan Vetter mit dem Fraktionschef im Thüringer Landtag, Bodo Ramelow, der zum Reformlager der Partei zählt.

Herr Ramelow, ist die Personalfindung für die Parteispitze nach dem Rückzug Lafontaines einfacher oder schwerer geworden?
Bodo Ramelow: Ein Teil der destruktiven Spannung ist sicher weg, aber einfacher ist es deshalb noch lange nicht. Am Ende brauchen wir einen Neustart und einen Aufbruch aus der Mitte der Partei.

Soll Dietmar Bartsch seine Kandidatur weiter aufrechterhalten?
Bodo Ramelow: Er hat seine Kandidatur sehr frühzeitig erklärt und damit Klarheit geschaffen. Deshalb kann ich überhaupt nicht erkennen, warum er sie zurückziehen sollte.

Aber jetzt haben zwei Frauen angekündigt, gemeinsam für eine Doppelspitze zu kandidieren. Wie soll der Kuddelmuddel aufgelöst werden?
Bodo Ramelow: Mehrere Kandidaturen sind kein Kuddelmuddel, sondern Ausdruck von Demokratie und Stärke, wenn dabei am Ende alle in der Partei mitgenommen werden.

Wäre die Linke mit zwei schwachen weiblichen Führungsfiguren wirklich gut beraten?
Bodo Ramelow: Katja Kipping und Katharina Schwabedissen sind zwar wenig bekannt, aber in der Partei gut vernetzt. Zwei Frauen an der Spitze wären sicher ein Gewinn. Aber die entscheidende Frage ist, wer wird dann andere wichtige Posten wie etwa den des Bundesgeschäftsführers oder Bundesschatzmeisters besetzen?

Käme dafür Bartsch in Frage?
Bodo Ramelow: Ich kann mir Dietmar Bartsch an mehreren Stellen unserer Partei vorstellen, weil ich um seine Leistungsfähigkeit weiß. Das fatale ist, dass wir seit Monaten die Gespräche darüber nicht geführt haben. Zu verdanken haben wir das in erster Linie dem amtierenden Vorsitzenden Klaus Ernst, der hier seiner Verantwortung nie nachgekommen ist.

Welche Rolle sollte Lafontaine bei den Linken noch spielen?
Bodo Ramelow: Er ist und bleibt für mich eine starke politische Persönlichkeit und damit die Idealbesetzung, gemeinsam mit Gregor Gysi als Spitzenduo für die nächste Bundestagwahl ins Rennen zu gehen.

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