Kommentar Zweitrangig, aber ein Ärgernis
Europa hat wichtigere Probleme als den Sitz seines Parlaments. Das stimmt. Das war aber auch vor zehn Jahren richtig und wird in 50 Jahren so sein. Soll deswegen der sündhaft teure Wanderzirkus zwischen Brüssel und Straßburg noch ewig andauern – ein Anachronismus, über den sich EU-Kritiker das Maul zerreißen?
Nein. Es ist richtig, dass Manfred Weber das Thema forciert, das Annegret Kramp-Karrenbauer Anfang März in ihrer Antwort auf Emmanuel Macron auf die Agenda gesetzt hat. Man darf dem Reform-freudigen Franzosen da ruhig ein wenig auf die Nerven gehen. Leider hat Europa aber nicht mal die Gelegenheit für eine Straßburg-Entscheidung genutzt, als die Neuverteilung der britischen EU-Institutionen im Zuge des Brexits eine Kompensation für das Elsass erlaubt hätte. Das zeigt die Beharrungskräfte, die Europa oft an der falschen Stelle entwickelt. Sie sind nicht seine Stärke.