Vorstoß der Grünen Die Hitzewelle beschäftigt jetzt auch die Politik

Berlin · Deutschland schwitzt – und die Grünen fordern die Bundesregierung zum Handeln auf. Nach Ansicht der Bundestagsfraktion soll es nach dem Vorbild Frankreichs einen gemeinsamen Hitzeaktionsplan von Bund und Ländern geben.

Es gehe darum, hitzebedingte Gesundheitsschäden kurzfristig und auch vorbeugend zu vermeiden.

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter und die umweltpolitische Sprecherin Bettina Hoffmann präsentierten ein dreiseitiges Papier mit einer Reihe von Vorschlägen. So sollten Arbeitnehmer bei Hitzewellen ein „Recht auf homeoffice“ haben, also zu Hause arbeiten können, wenn dem keine betrieblichen Belange entgegenstünden. Zudem müsse, wer draußen arbeite, wenigstens zeitweise „hitzefrei“ bekommen können. Generell verlangen die Grünen, dass Behörden und Gesundheitseinrichtungen das Thema stärker auf den Schirm nehmen. Sie sollten zum Beispiel kühle Räume anbieten und Menschen beraten, wie sie sich vor Hitze schützen können.

Konsequenzen formulieren die Grünen auch für die Städte: Es brauche dort „mehr Grün statt Betonwüsten“ und kostenlose Trinkwasserbrunnen. Hofreiter und Hoffmann: „Sonst leben wir bald in einer Welt, in der sich die Menschen zeitweise nur noch in klimatisieren Räumen aufhalten können.“

Zuvor hatten schon die Linken auf die Lage von Menschen aufmerksam gemacht, die bei der Hitze im Freien arbeiten müssen. Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin sind das rund 2,4 Millionen, die häufig nicht auf die Gefahren hingewiesen werden. „Hitze und brennendes Sonnenlicht können krank machen“, so die Linken-Abgeordnete Jutta Krellmann.

In der Bundesregierung wurde darauf verwiesen, dass es bereits viele Maßnahmen und Beratungsangebote für die Städte gibt, die letztlich verantwortlich seien. Sie werden vom Umweltbundesamt koordiniert. 9,5 Millionen Euro stehen dafür jährlich zur Verfügung. Basis ist die „nationale Anpassungsstrategie“ an den Klimawandel, die die Bundesregierung im Jahr 2008 verabschiedet hatte. Eine Aktualisierung sei für das nächste Jahr geplant, hieß es. Dann auch mit einem Schwerpunkt Gesundheitsschutz bei Hitze.

Das Umweltbundesamt bietet unter anderem ein Informationsportal (klivoportal.de) und Seminare an, wo die Kommunen Ratschläge bekommen. Der Bund unterstützt die Kommunen zudem bei der Erstellung von Hitzeaktionsplänen und fördert Modellprojekte zum Hitzeschutz in der stationären Pflege, zur Versorgung alter Menschen und zur Beratung von Arbeitnehmern in besonders betroffenen Branchen.

In Zusammenarbeit mit dem Robert-Koch-Institut lässt das Umweltbundesamt zudem regelmäßig die Zahl der Hitzetoten schätzen. Laut der letzten Veröffentlichung waren es bei der Hitzewelle 2018 allein in Berlin und Hessen rund 1000 zusätzliche Sterbefälle. Beide Regionen stellen zusammen rund zehn Prozent der Bevölkerung; die Gesamtzahl für Deutschland könnte demnach bei bis zu 10 000 liegen.

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