„Untergangs-Szenarien helfen nicht weiter“
Saarbrücken · Deutsche Produkte haben international einen hervorragenden Ruf. Dazu trägt die Automobilindustrie maßgeblich bei. Droht das nun durch den VW-Skandal zu kippen? Der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton Börner, warnt im Gespräch mit unserem Korrespondenten Stefan Vetter vor Panikmache.
Herr Börner, muss die deutsche Exportwirtschaft mit einem nachhaltigen Image-Schaden rechen?
Nachhaltig ganz sicher nicht. Die deutsche Wirtschaft besteht ja zum Glück nicht nur aus VW, sondern aus einer Vielzahl mittelständischer Unternehmen, die davon nicht betroffen sind. "Made in Germany" ist eine Summe von vielen Produkten und Dienstleistungen, sodass ich mir hier keine großen Sorgen mache.
Das klingt ziemlich zweckoptimistisch.
Sicher werden die Vorgänge um VW nicht spurlos an den ausländischen Kunden vorbeigehen. Da wird man auch in Erklärungsnot kommen. Auf jeden Fall müssen wir mit den Partnern im Ausland darüber reden. Allerdings will ich nur an den Flughafen BER in Berlin erinnern, der nun auch nicht gerade ein großes Aushängeschild deutscher Leistungsfähigkeit ist. Letztlich weiß man doch im Ausland, dass bei uns auch nicht alles Gold ist, was glänzt.
Dann übertreibt DIW-Chef Fratzscher, wenn er schon von Jobverlusten im Zuge der manipulierten Abgaswerte spricht?
Man kann immer den Weltuntergang konstruieren. Besonders als Wissenschaftler. Aber der VW-Konzern wird deshalb trotzdem nicht zusammenbrechen
Immerhin ist VW ist bereits mit milliardenschweren Schadensersatzforderungen konfrontiert, die die Bilanzen kräftig verhageln könnten.
Die Erfahrungen solcher juristischen Auseinandersetzungen besagen schlicht: Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Zum Schluss gibt es einen Kompromiss, der für den Volkswagen-Konzern äußerst schmerzhaft sein mag, aber nicht am Bestand des Unternehmens rüttelt. Da bin ich mir ganz sicher.
Wie sicher sind Sie sich, dass nicht auch noch andere deutsche Autokonzerne bei den Abgaswerten getrickst haben? Umweltverbände erheben ja bereits solche Vorwürfe.
Wenn da etwas dran wäre, dann wäre das wohl schon auf dem Tisch. Denn nach meinem Kenntnisstand sind Insider schon länger über die Praxis bei VW im Bilde. Um mehr so muss man sich an die Fakten halten und keine Gerüchte bedienen. Und schon gar nicht in Panik verfallen.
Wie soll es jetzt weiter gehen?
Natürlich darf man die Sache nicht verharmlosen. Die Vorgänge müssen restlos aufgeklärt werden. Keine Frage. Nur so lässt sich ein Image-Schaden für den Standort Deutschland abwenden. Aber bitte ohne Schaum vor dem Mund. Untergangs-Szenarien über die deutsche Wirtschaft helfen jedenfalls nicht weiter. Da sollte man auch die Kirche im Dorf lassen.