Umweltbundesamt Der Klimawandel trifft auch Deutschland

Berlin · Mehr Hitze, Starkregen und exotische Stechmücken: Laut Umweltbundesamt stehen hierzulande gravierende Veränderungen bevor.

  Die Asiatische Tigermücke kann den Zikavirus übertragen. Wegen des Klimawandels kommt sie nun auch in Europa vor.

Die Asiatische Tigermücke kann den Zikavirus übertragen. Wegen des Klimawandels kommt sie nun auch in Europa vor.

Foto: dpa/obs/shutterstock

Die Szenarien sind düster: Mehr Hitzetote, mehr Starkregen und Sturmfluten, Probleme beim Trinkwasser sowie neue Gesundheitsgefahren – das geht aus dem über 270 Seiten starken „Monitoring-Bericht 2019“ des Umweltbundesamtes hervor, der sich mit den Folgen des Klimawandels in Deutschland beschäftigt. Er wurde am Dienstag in Berlin vorgestellt. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie hat sich die Temperatur in Deutschland entwickelt?

Die mittlere Lufttemperatur hat sich laut Experten von 1881 bis 2018 um 1,5 Grad erhöht hat. Allein in den letzten fünf Jahren stieg sie um 0,3 Grad. Das sei „alarmierend“, so Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD). Es gehe beim Klimaschutz inzwischen nicht nur „um Gletscher und Eisbären“, sondern auch um die Zunahme von „extremen Hitzeperioden“ genauso wie Starkregen und Hochwasser. Fazit der Ministerin: „Der Klimawandel verändert das Wetter in Deutschland immer spürbarer.“

Worauf müssen sich die Bürger einstellen?

Auf gravierende Veränderungen. Die Zahl der „heißen Tage“ – also mit Temperaturen über 30 Grad – wird weiter ansteigen. 2018 waren es durchschnittlich bereits 20. Laut Bericht gab es 2015 schon 6000 Todesfälle mehr als ohne Hitzeperiode zu erwarten gewesen wären – vor allem Ältere leiden. Im Sommer letzten Jahres starben laut Robert-Koch-Institut allein in Berlin und Hessen 1200 Menschen hitzebedingt.

Was sind weitere Konsequenzen?

Die Bürger müssen mit mehr Schäden durch Stürme und Starkregen an Häusern, Fahrzeugen und Hausrat rechnen. 2018 lag die Schadenssumme nach Angaben der Versicherungswirtschaft schon bei 3,1 Milliarden Euro. Tierische Überträger wie exotische Mücken werden überdies hierzulande bald überleben können. Dadurch verbreiten sich bislang nicht auftretende Krankheiten wie Dengue- und Chikungaya-Fieber. Zudem, warnen die Experten, beinträchtige die zunehmende Trockenheit die Versorgung mit Trinkwasser. Gleichzeitig nehmen aber Hochwasserereignisse zu. Außerdem würden die Meeresspiegel von Nord- und Ostsee ansteigen. Das erhöhe die Gefahr von Sturmfluten.

Womit müssen Land- und Forstwirtschaft rechnen?

Im vergangenen Jahr gab es bereits eine Erntekrise, in diesem Jahr eine massive Zunahme der Waldschäden durch Hitze. In den letzten 50 Jahren habe das verfügbare Wasser in landwirtschaftlich genutzten Böden deutlich abgenommen, heißt es in dem Bericht. Vegetationszeiten würden sich verschieben, Ertragsschwankungen bis hin zu Ernteausfällen durch Hagel, Sturm und Dürre deutlich öfter auftreten.

Kann man dem Wandel noch begegnen?

Ja, sagt Bundesumweltministerin Schulze. Durch mehr Klimaschutzmaßnahmen und durch Vorsorge. Das bedeutet zum Beispiel, Bauprojekte besser gegen Beeinträchtigungen zu wappnen und städtische Wohngebiete anders zu gestalten. Waldumbau, neue Pflanzenarten, natürliche Strukturen von Gewässern und zusätzliche Investitionen in den Küstenschutz sind weitere Stichworte.

Wie kommt der Bericht zu seinen Ergebnissen?

Die Experten des Umweltbundesamtes haben nach ausgewählten Indikatoren aktuelle wissenschaftliche Daten aus 28 Bundesbehörden unter die Lupe genommen. Weitere Informationen wurden zudem von Institutionen der Bundesländer zur Verfügung gestellt.

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